Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V131
DOI: 10.1055/s-0034-1374194

Wenn die Zeit nicht alle Wunden heilt – und es mühsam wird im Verlauf von Trauerprozessen: Risikofaktoren, Ressourcen und Symptome zur Einschätzung erschwerter Trauerprozesse

C Fleck 1
  • 1Bundesverband Trauerbegleitung e.V., Hann. Münden, Deutschland

Trauerprozesse verlaufen verschieden. Ein Drittel bis die Hälfte weisen nach einem Tod Risikofaktoren für erschwerte Trauer auf. Etwa 10 bis 30 Prozent der Trauernden benötigen therapeutische Hilfe (vgl.z.B.Lindemann 1944; Middleton et al.1993).

Eine mögliche Gefährdung eines normalen Trauerprozesses kann oft in einer Zusammenschau von Risikofaktoren, Ressourcen und auftretenden Symptomen relativ früh geschehen. Wenn in drei von fünf Bereichen Belastungen vorliegen, kann man eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für erschwerte Trauer annehmen:

  • Begleitumstände von Tod/Todesart,

  • Beziehung zwischen Trauernden und Verstorbenen,

  • Lebensgeschichte und aktuelle Lebenssituation der Trauernden,

  • Persönlichkeit der Trauernden,

  • Soziale Faktoren.

Dies gilt um so mehr, wenn wenig Ressourcen zur Verfügung stehen, und starke, insbesondere somatische Reaktionen auftreten.

An Formen von Trauerbegleitung haben sich im ersten Jahr nach einem Verlust Einzelgespräche und geleitete Trauergruppen bzw. gut organisierte Selbsthilfegruppen als wirksam gezeigt.

Erst nach 13 – 14 Monaten sprechen die meisten Autoren von komplizierter bzw. traumatischer Trauer gesprochen. Komplizierte Trauerreaktionen sind dabei von posttraumatischen Belastungsreaktionen und depressiven Episoden zu unterscheiden.

Die vorliegende Literatur wurde von einer Arbeitsgruppe des Bundesverbands Trauerbegleitung e.V. (C.Fleck, S.Kraft, C.Kudling, C.Paul, D.Steuer) gesichtet, die Ergebnisse zusammengestellt (1).

Die Begleitung Trauernder geschieht durch verschiedene Professionen, oft aber auch ehrenamtlich. Wenn Anzeichen von erschwerter, bzw. komplizierter Trauer vorliegen, erhöhen sich die Anforderungen an die Qualifizierung der Begleitenden. Ein die Berufsgruppen überschreitender Erfahrungsaustausch ist günstig bzw. notwendig.

(1) Veröffentl. in: C. Paul, Trauerprozesse benennen. in: C. Paul (Hg.), Neue Wege in der Sterbe- und Trauerbegleitung. Vollst.überarb.u.erg.Neuaufl.Gütersloh 2011,69 – 84.