Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V132
DOI: 10.1055/s-0034-1374195

Versorgungsrealität von Patienten nach Entlassung aus der spezialisierten stationären Palliativversorgung

F Kötzsch 1, S Stiel 1, M Heckel 1, C Klein 1, C Ostgathe 1
  • 1Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Palliativmedizinische Abteilung, Comprehensive Cancer Center CCC Erlangen-EMN, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland

Hintergrund: Zunehmende und unterschiedliche Angebote von palliativmedizinischen Versorgungsstrukturen führen zu einem erschwerten Informationsfluss. Über die Versorgungsverläufe von Patienten ist nur wenig bekannt. Mithilfe dieser Studie sollen deshalb die Versorgungssituation und das Überleben von Patienten nach Entlassung aus einer stationären Palliativversorgung untersucht werden.

Methoden: Nach Entlassung (Palliativstation, Palliativmedizinscher Dienst) wurden Patienten mithilfe von vierwöchentlichen Telefonaten mit den jeweiligen Weiterversorgern bis zum Tode bezüglich Allgemeinzustand, Symptome und Probleme, Versorgerwechsel (VW), Überlebenszeit und Sterbeort nachverfolgt.

Ergebnisse: Die Verläufe von 245 Studienpatienten (52% weiblich, 48% männlich; Alter im Mittel: 65, Range: 21 – 94 Jahre) konnten bis Tode nachverfolgt werden. Die Mehrheit der Patienten wurde nach Hause (61%) entlassen (Hospiz: 20%, Pflegeheime 11%). Mehr als die Hälfte der Patienten (56%) blieb bis zu ihrem Versterben im Entlass-Setting. Die restlichen 44% der Patienten erlebten im Mittel 3,1 VW (1 – 33 VW). Die Anzahl der VW ist bei Einbindung eines SAPV-Teams niedriger, als bei Patienten ohne SAPV (1,87 vs. 0,88 VW, p < 0,012). Das mittlere Gesamtüberleben nach Entlassung betrug 52 Tage (1 – 488 Tage). Die meisten Patienten verstarben zu Hause (36%), in einem Hospiz (23%) oder auf einer Palliativstation (22%).

Diskussion: Dies ist in Deutschland die erste Studie zu Versorgungsverläufen nach Entlassung aus einer stationären Palliativversorgung. Insgesamt ist der Anteil an stabilen Versorgungen am Lebensende hoch. Dies ist ein Hinweis auf eine vorausschauende Versorgungsplanung und adäquate Auswahl von Versorgungsstrukturen für die Zeit nach Entlassung aus einer stationären Palliativversorgung. SAPV konnte VW und Krankenhausaufnahmen zwar nicht gänzlich verhindern, aber deutlich vermindern. Gründe für Wechsel der versorgenden Einrichtungen müssen genauer untersucht werden.