Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V138
DOI: 10.1055/s-0034-1374201

Versorgung älterer gebrechlicher Menschen in der letzten Lebensphase: Praxis und Herausforderungen aus hausärztlicher Sicht

K Geiger 1, G Müller-Mundt 1, K Klindtworth 1, J Bleidorn 1, S Pleschberger 2, N Schneider 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • 2UMIT Wien, Institut für Pflege- und Versorgungsforschung, Wien, Österreich

Hintergrund: Ältere Menschen mit Gebrechlichkeit (Frailty) sind eine wichtige Zielgruppe für die hausärztliche Versorgung. In der qualitativen Längsschnittstudie End-of-life care for frail older patients in family practice (ELFOP, Förderung BMBF 01GY1120) werden Bedürfnisse und Versorgungssituation dieser Patientengruppe aus Sicht der Betroffenen und der Hausärzte erfasst. Der vorliegende Beitrag widmet sich der Problemsicht der Hausärzte und präsentiert die Ergebnisse der Erstinterviews.

Methodik: Basis für das Erfassen der Sichtweise von Hausärzten sind qualitative Leitfadeninterviews mit Hausärzten (n = 14) mit unterschiedlicher Erfahrung in der Primärversorgung (8 – 20 Jahre). Der Fokus in den Interviews lag auf den Herausforderungen in der Versorgung älterer gebrechlicher Patienten am Lebensende in der Praxis. Die Interviews wurden digital aufgezeichnet, wörtlich transkribiert und in Anlehnung an Grounded Theory ausgewertet.

Ergebnisse: Die Betreuung der Patienten bis ans Lebensende wird als Kernaufgabe hausärztlicher Versorgung angesehen. Als zentrale Herausforderungen kristallisieren sich die Komplexität der Versorgung (Multimorbidität, eingeschränkte Mobilität, Medikation im Alter, Versorgungskoordination etc.) und die oft fragile Gesamtsituation der Patienten heraus (Gesundheitszustand, aber auch Lebens- und Versorgungssituation)- jeder „Störfaktor“ bedroht das gesamte Versorgungssystem. Daraus ergibt sich der Bedarf nach kontinuierlicher engmaschiger Betreuung, die mit hohem Zeitaufwand verbunden ist.

Schlussfolgerungen: Die Versorgung älterer gebrechlicher Patienten stellt aufgrund der Fragilität und Komplexität der Versorgungssituation hohe Anforderungen an die Hausärzte, besonders im Hinblick auf die Versorgungskontinuität am Lebensende. In den aktuellen Debatten zur Palliativversorgung wird diese Patientengruppe noch zu wenig berücksichtigt. Die Ergebnisse unterstreichen, dass Hausärzten in der allgemeinen Palliativversorgung eine Schlüsselrolle zukommt.