Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - V158
DOI: 10.1055/s-0034-1374221

Der Lehrstatus des Krankenhauses und die Zufriedenheit der Patientinnen in Brustzentren in Nordrhein-Westfalen

L Ansmann 1, J Ingendahl 1, C Kowalski 1, H Pfaff 1
  • 1Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaften (IMVR) der Universität zu Köln, Köln, Deutschland

Hintergrund: Die Ergebnisse von Studien zum Einfluss von Krankenhausstrukturen auf die Versorgungsqualität sind uneindeutig (Ayanian & Weissman 2002; Hearld et al. 2008). Nur wenige der Untersuchungen betrachteten den Einfluss von Krankenhausmerkmalen auf die Patientenzufriedenheit (Sjetne et al. 2007, Hekkert et al. 2009). Das Ziel dieser Arbeit ist es, Zusammenhänge zwischen der Patientenzufriedenheit und dem Lehrstatus des Krankenhauses zu untersuchen.

Methoden: Zwei Querschnittstudien in 85 OP-Standorten von Brustzentren in Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2010 wurden miteinander verknüpft. Es nahmen 3601 am primärem Mammakarzinom operierte Patientinnen an einer postalischen Befragung teil (Rücklauf: 87%). Zum anderen wurden 232 Personen aus der Leitung der OP-Standorte postalisch zu Strukturen im Krankenhaus befragt (Rücklauf: 78%). In einer linearen Mehrebenenanalyse wurden Zusammenhänge zwischen 13 Dimensionen der Patientinnenzufriedenheit und Krankenhausstrukturen untersucht. Dabei wurde für Patientinnenmerkmale kontrolliert.

Ergebnisse: Der Lehrstatus ist in 8 von 13 Zufriedenheitsdimensionen statistisch signifikant mit einer geringeren Zufriedenheit der Brustkrebspatientinnen assoziiert. Die Anzahl der OP-Standorte des Brustzentrums, die Teilnahme an klinischen Studien, die Fallzahl und der Einsatz eines Case-Managers wiesen keine signifikanten Zusammenhänge zur Zufriedenheit auf.

Schlussfolgerungen: Der Status als Lehrkrankenhaus scheint einen negativen Einfluss auf die Patientinnenzufriedenheit zu haben. Mögliche Erklärungen könnten die ständige Rotation des Personals, die zusätzliche Lehr- und Forschungstätigkeit, die Zahl der Ärzte und Medizinstudenten in der Visite sowie weniger Zeit für Gespräche mit den Patientinnen sein. Zur Erklärung der gefundenen Zusammenhänge ist weitere Forschung nötig. Darüber hinaus sollte untersucht werden, durch welche Maßnahmen die negativen Einflüsse des Lehrstatus im Umgang mit Patienten kompensiert werden können.