Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB81
DOI: 10.1055/s-0034-1374288

Schmerzassessment in der Palliativmedizin – Vergleich verschiedener Patientenbefragungsmethoden und ihr Verhältnis zur verabreichten Opioiddosis

W Meissner 1, U Hammer 1, M Steiner 1, E Gaser 1, U Wedding 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Abt. für Palliativmedizin, Jena, Deutschland

Fragestellung: Die Messung der Schmerzintensität (SI) mit der numerischen Ratingskala (NRS) bereitet Palliativpatienten häufig Schwierigkeiten. Im vorliegenden Projekt sollen verschiedene Parameter des Assessments von Schmerzen aus der Perspektive von Palliativpatienten („patient-reported outcomes“) verglichen und Zusammenhänge mit der verabreichten Opioidtherapie untersucht werden.

Methode: Bei Patienten der Palliativstation des Universitätsklinikums Jena wurden folgende drei Parameter von einer nicht an der klinischen Versorgung beteiligten Person erfasst: a) Maximale und Aktivitäts-SI mittels NRS, b) schmerzbedingte Beeinträchtigungen von Schlaf, Bewegung, Nahrungsaufnahme, Stimmung und sozialen Kontakten mittels dichotomen (ja/nein-) Fragen, c) Wunsch nach mehr Schmerztherapie. Ferner wurden bei einem Teil der Patienten Phasen mit Änderung der Opioiddosis dokumentiert und mit den Veränderungen der erhobenen Schmerzparameter verglichen.

Ergebnisse: Bei 45 Patienten wurden insgesamt 207 Befragungen durchgeführt. Die Unterscheidung von Aktivitätsschmerz und Maximalschmerz (Angabe Belastungsschmerz > Maximalschmerz: 79 Antworten 38,2%) fiel vielen Patienten schwer, in vielen Fällen wurde die Belastungs-SI höher als die maximale SI angegeben. Am häufigsten wurde eine schmerzbedingte Beeinträchtigung der Bewegung berichtet (42,8% der Patienten bzw. 68,3% der Befragungstage). Das Ausmaß der Beeinträchtigungen spiegelte sich kaum in der numerischen Schmerzintensität wieder. Es wurden insgesamt 13 Phasen einer Opioiderhöhung und 24 Phasen einer Dosisreduktion dokumentiert. Alle drei untersuchten Parameter bildeten diese Veränderungen der Opioidmedikation nur partiell ab.

Schlussfolgerungen: Schmerzbedingte Funktionsbeeinträchtigungen sind nicht zuverlässig mit Fragen nach Schmerzintensität zu erfassen. Veränderungen der Opioiddosis spiegeln sich kaum in den hier untersuchten Parametern des Schmerzassessments wieder.