Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB109
DOI: 10.1055/s-0034-1374316

Klinischer Umgang mit Palliativer Sedierung in Deutschland vor dem Hintergrund des EAPC Rahmenwerks

C Klein 1, PR Klosa 1, M Heckel 1, C Ostgathe 1, S Stiel 1
  • 1Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Palliativmedizinische Abteilung, Comprehensive Cancer Center CCC Erlangen-EMN, Universitätsklinikum, Erlangen, Deutschland

Einleitung: Palliative Sedierung (PS) ist eine Option bei schwerkranken Patienten, die unter therapierefraktären Symptomen leiden. Seit Veröffentlichung des Rahmenwerks der EAPC liegen Empfehlungen zum Einsatz der PS vor. Diese Untersuchung will vier Jahre nach Veröffentlichung des Rahmenwerks den Umgang mit PS in Einrichtungen der spezialisierten Palliativversorgung (SPV) in Deutschland erheben.

Methoden: Die Leiter von 605 Einrichtungen der SPV (Palliativstationen, Hospize, SAPV, SAPPV) wurden telefonisch zur Teilnahme eingeladen und erhielten im September 2012 einen Online-Fragebogen. Die erhobenen Daten wurden mittels SPSS 20.0 ausgewertet.

Ergebnisse: Die Mehrheit (64%) der Teilnehmenden (Rücklauf 37%) kennen entweder das Original des EAPC-Rahmenwerks und/oder die deutsche Übersetzung. Mehr als einem Drittel (36%) sind beide unbekannt. Viele Vorschläge der EAPC werden umgesetzt. Dennoch zeigt sich ein heterogener Umgang mit PS. Die Frequenz von PS wird im Mittel mit 6,7% (Median 3,8%; Standardabweichung 9,3%, Spannweite 0 – 80%) der Patienten eingeschätzt. Mehrheitlich (74%) wird eine intermittierende PS, seltener eine tiefe kontinuierliche Sedierung (26%) bevorzugt. In den meisten Einrichtungen (84%) gehört die Dokumentation der Medikation zum Standard. Unterschiede existieren in der Dokumentation des Umgangs mit Flüssigkeit/Ernährung (66%) und von Vitalzeichen (60%). Tools zur Einschätzung der Sedierungstiefe werden selten eingesetzt (Ramsay-Sedation-Score 18%, Richmond-Agitation-Sedation-Score 7%).

Schlussfolgerungen: Die klinische Praxis der PS in Einrichtungen der SPV in Deutschland ist heterogen. Unterschiede in den Häufigkeiten könnten durch die Rahmenbedingungen oder auch Unsicherheiten bezüglich der Definition bedingt sein. Da auch Fragen der angemessenen Dokumentation offen zu sein scheinen, könnten Dokumentationsvorlagen und -empfehlungen helfen, Unsicherheiten zu begegnen. Zudem sollte das EAPC Rahmenwerk weiter bekannt gemacht werden.