Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB125
DOI: 10.1055/s-0034-1374332

Entwicklung der Patienten mit Nichttumorerkrankungen in der Spezialisierten stationären Palliativversorgung in Deutschland – eine Analyse über die Zeit (2002 – 2011)

S Hess 1, S Stiel 1, S Hofmann 1, C Klein 1, G Lindena 2, C Ostgathe 1
  • 1Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Palliativmedizinische Abteilung, Comprehensive Cancer Center CCC Erlangen-EMN, Universitätsklinikum, Erlangen, Deutschland
  • 2CLARA Klinische Forschung Clinical Analysis, Research and Application, Kleinmachnow, Deutschland

Einleitung: Die demographische Entwicklung wird zu einer Zunahme schwerkranker und sterbender Patienten mit Nichttumorerkrankungen (NT) mit Palliativbedarf führen. Bisher ist wenig darüber bekannt, ob es in Deutschland in den letzten Jahren zu Veränderungen im Zugang zu spezialisierter stationärer Palliativmedizin für NT-Patienten gekommen ist.

Methodik: Daten, der an der jährlichen nationalen Hospiz- und Palliativ-Erfassung (HOPE) teilnehmenden Palliativstationen, wurden verwendet, um die Zeiträume 2002 – 2005 (T1) sowie 2007 – 2011 (T2) miteinander hinsichtlich der Häufigkeit von NT Patienten auf den Palliativstationen, der Diagnosegruppen sowie der Symptomlast bei Aufnahme zu vergleichen.

Ergebnisse: Insgesamt wurden über beide Zeiträume Datensätze von 11036 Patienten (T1: 4182/T2: 6854) analysiert. Der Anteil von NT-Patienten stieg von T1: 4% auf T2: 8%. Bei den NT-Diagnosen stieg der Anteil der Herzkreislauferkrankungen von T1: 20% auf T2: 25% und verdrängte die neurologischen Erkrankungen (30% auf 18%) als bislang häufigste NT-Diagnose. Der Anteil der während des stationären Aufenthaltes verstorbenen NT-Patienten sank von T1: 57% zu T2: 41%. Die Intensität von Symptomen und Problemen nahm ab. Z.B. wurden bei Aufnahme deutlich weniger (29% vs. 40%) Probleme mit der Wundversorgung verzeichnet und es klagten weniger Patienten über Anspannung (42% vs. 52%).

Schlussfolgerungen: Der Anteil an NT-Patienten auf den Palliativstationen hat sich in den letzten Jahren verdoppelt, ist aber gemessen an der Häufigkeit von NT-Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung weiter sehr klein. Die Veränderung von Symptomlast und Anteil der Verstorbenen kann als Hinweis darauf gedeutet werden, dass Patienten etwas früher im Verlauf in die stationäre Palliativversorgung aufgenommen werden. Ursachen für beide Entwicklungen könnte ein langsam zunehmendes Bewusstsein für den palliativmedizinischen Bedarf von NT-Patienten sein. Her ist mehr Weiterbildung und Forschung notwendig.