Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB127
DOI: 10.1055/s-0034-1374334

Wirkung und Wirkungsgrenzen der SAPV – Eine qualitative Untersuchung der beteiligten Berufsgruppen

A Hagemeier 1, K Wittmaack 2, H van den Bussche 1
  • 1Institut für Allgemeinmedizin/Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • 2Friedrich-Ebert-Krankenhaus, Neumünster, Deutschland

Hintergrund: Im Sterben in der gewohnten häuslichen Umgebung bleiben zu können, ist vielen Menschen ein wichtiges Anliegen. Seit 2007 besteht der gesetzliche Anspruch auf eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV). Inwiefern diese Versorgungsform zur Folge hat, dass mehr Menschen in der Häuslichkeit sterben und wann bzw. warum die SAPV an Grenzen stößt, ist bisher nicht untersucht worden.

Methodik: Im Zeitraum September bis Dezember 2011wurde anhand semistrukturierter Interviews mit 12 Mitarbeitenden der verschiedenen Berufsgruppen des Hospiz- und Palliativnetzes Neumünster (HPNN) in Schleswig-Holstein und mit 6 Hausärzten der Region untersucht, inwiefern das Arbeiten nach SAPV im Raum Neumünster ein Sterben in der Häuslichkeit ermöglicht. Es wurde weiterhin thematisiert, welche Faktoren trotz SAPV limitierend auf eine ambulante Versorgung von Sterbenden wirken. Die Interviews wurden aufgezeichnet, transkribiert und einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring zugeführt.

Ergebnisse: SAPV ermöglicht in Neumünster mehr Menschen als bisher ein Sterben daheim. Dies liegt insbesondere in der Sicherheit begründet, welche Patienten und Angehörigen durch die 24-stündige Erreichbarkeit eines kompetenten Teams, die antizipierende Symptomkontrolle und die Aufklärung und Anleitung der Angehörigen vermittelt wird. Es bestehen allerdings Einschränkungen. Die Angehörigen sind auch mit einer SAPV stark in die Versorgung eingebunden und müssen eine Vielzahl auftretender Probleme zunächst selbstständig bewältigen. Die Belastbarkeit und eventuelle Überlastung der Angehörigen bleibt damit ein Problem, welches zu einem Abbruch der ambulanten Versorgung und zu einer Krankenhauseinweisung führen kann.

Schlussfolgerungen: Ein Sterben in der Häuslichkeit bleibt damit trotz SAPV daran gebunden, inwiefern es gelingt, die beteiligten Angehörigen zu entlasten und in Krisensituationen aufzufangen. Eine stärkere Einbindung psychosozialer Berufsgruppen könnte hierfür sinnvoll sein.