Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PB159
DOI: 10.1055/s-0034-1374366

„Gutes Sterben“ – Kann das Medizinstudium angemessen auf den Umgang mit Sterbenden vorbereiten? Eine qualitative Studie bei n = 500 Medizinstudenten in Freiburg

D Philipp 1, U Stößel 1, C Meffert 2, M Körner 1, H Baumeister 1, G Becker 2
  • 1Universität Freiburg, Medizinische Psychologie&Medizinische Soziologie, Freiburg, Deutschland
  • 2Klinik für Palliativmedizin Palliativmedizin, UK Freiburg, Freiburg, Deutschland

Im Zuge der Neuformulierung kompetenzorientierter Lernziele im Medizinstudium (NKLM) wird auch der Themenbereich Sterben und Tod stärker als in bisherigen Curricula fokussiert. Ein Ziel unserer Studie zum Thema „Gutes Sterben“ war es deshalb, Einschätzungen, Haltungen und Bedürfnisse von Medizinstudenten unterschiedlicher Ausbildungsabschnitte zu diesem Thema zu erfragen und daraus Konsequenzen für die Gestaltung des Medizinstudiums abzuleiten.

In einer offenen schriftlichen Frage im Rahmen einer Fragebogenerhebung nahmen 500 Medizinstudenten der Universität Freiburg (zwei Drittel weiblich; durchschnittlich 5,4 Semester studiert) Stellung dazu, was sie in Ihrem Studium erwarteten, um angemessen auf den Umgang mit Sterbenden vorbereitet zu werden. Die Auswertung erfolgte mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse.

Ein Viertel der Befragten ließ diese Frage unbeantwortet oder äußerte dezidiert, dass man sich eher weniger bis gar nichts vom Medizinstudium dazu erwarte. Die in Abhängigkeit vom Studiensemester variierenden Erwartungen bezogen sich u.a. auf den Wunsch, Praktika in Hospiz- und Palliativeinrichtungen absolvieren zu können, spezifische Seminare angeboten zu bekommen, von erfahrenen Lehrkräften aus unterschiedlichen Professionen unterrichtet zu werden, psychologische und Gesprächsführungskompetenzen erwerben zu wollen und auch den Umgang mit den Angehörigen üben zu können. Daneben gab es auch einen Bedarf an Wissen über Schmerztherapien, Versorgungsstrukturen und an Kenntnissen über medizinethische und rechtliche Grundlagen. Aus den Ergebnissen geht auch hervor, dass Medizinstudenten die Beschäftigung mit Sterben und Tod nicht auf spezielle Unterrichtsveranstaltungen etwa der Palliativmedizin beschränkt sehen, sondern eher eine longitudinale und interdisziplinäre Beschäftigung mit diesem Thema für die Entwicklung einer entsprechenden Grundhaltung für wichtig erachten.

Die Ergebnisse stellen eine hilfreiche Grundlage für die Ausgestaltung des NKLM dar.