Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PC183
DOI: 10.1055/s-0034-1374374

Komplexität von Nicht-Tumorpatienten in der Spezialisierten Ambulante Palliativversorgung (SAPV)

S Stiel 1, M Heckel 1, T Frauendorf 1, RM Hanke 2, C Ostgathe 1
  • 1Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Palliativmedizinische Abteilung, Comprehensive Cancer Center CCC Erlangen-EMN, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • 2Palliative Care Team (PCT), Fürth, Deutschland

Einleitung: Angebote der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland sind nicht nur für Patienten mit Tumorerkrankungen (T) sinnvoll. Eine Zunahme an Patienten mit nicht malignen, aber unheilbar fortschreitenden Erkrankungen (NT), die Bedarf an spezifischer palliativmedizinischer Versorgung haben, wird beobachtet. Aufgrund des demografischen Wandels ist eine Fortsetzung dieses Trends zu erwarten.

Ziel: Inwiefern unterscheiden sich NT und T hinsichtlich ihrer Betreuung in der SAPV?

Methoden: Eine retrospektive Auswertung anonymisierter, routinemäßig erhobener personen-, krankheits- und pflegebezogener Daten aller zwischen 12/2009 und 06/2012 behandelter Patienten aus einem SAPV Team in Deutschland wird genutzt, um einen Vergleich der Charakteristika von T vs. NT zu zeigen.

Ergebnisse: Der Anteil der NT lag in der Studienpopulation bei 22,5%. Diese Patienten litten häufig an Erkrankungen des zentralen Nervensystems (40,2%). Im Vergleich zu T waren NT signifikant älter (81 vs. 73 Jahre; p < 0,001), häufiger verwitwet (38 vs. 32%; p < 0,001) und lebten häufiger in Pflegeheimen (55 vs. 22%; p < 0,001). Sie benötigten signifikant häufiger Unterstützung bei der Stuhl- (87 vs. 74%; p < 0,001) und Urinausscheidung (47 vs. 29%; p < 0,001) und waren häufiger in ihrer Vigilanz beeinträchtigt (30 vs. 11%; p < 0,001). Im Vergleich zu T starben mehr der NT innerhalb eines Tages nach Aufnahme in die SAPV (12 vs. 5%; p < 0,044) und ein kleinerer Anteil wurde ins Krankenhaus eingewiesen (6 vs. 20%; p < 0,001).

Schlussfolgerungen: Obwohl der Anteil der NT in der vorliegende Studie relativ hoch war, zeigte sich an den kurzen Überlebenszeiten eines erheblichen Anteils der NT, dass der Zugang zu palliativmedizinischer Versorgung, wie der SAPV, zu einem relativ späten Zeitpunkt im Krankheitsverlauf erfolgt. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen einen mindestens ebenso komplexen Bedarf an Palliativversorgung am Lebensende von NT wie bei T.