Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PC195
DOI: 10.1055/s-0034-1374386

Integration von Palliativmedizin in das Behandlungskonzept für schwer betroffene MS-Patienten

J Strupp 1, V Romotzky 1, M Galushko 1, H Golla 1, R Voltz 1
  • 1Universitätsklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland

Fragestellung: Schwer von Multiple Sklerose (MS) betroffene Patienten leiden an sehr komplexen Symptomen, die einen multidisziplinären Behandlungsansatz erfordern. Palliativmedizin (PM) kann einen wertvollen ergänzenden Beitrag zur Linderung der komplexen Bedürfnisse leisten. Unklar sind jedoch noch die Kriterien, wann ein Einbezug sinnvoll ist sowie welche konkreten Versorgungsaufgaben PM mit übernehmen könnte.

Methodik: In zwei webbasierten Delphi-Runden wurden Versorger schwer betroffener MS-Patienten im Raum Köln/Bonn zur Versorgungssituation befragt. Ein Experten-Workshop wurde im Rahmen des Projektes ebenfalls durchgeführt.

Ergebnisse: 164 Health Professionals (Neurologie, Pflege, Physiotherapie, Palliativmedizin, Sozialarbeit, Psychologie, Urologie, Logopädie, Ergotherapie, Allgemeinmedizin) wurden kontaktiert; 46 gaben ihr Einverständnis.In Runde 1 nahmen 33/46 (71,4%) teil, in Runde 2 15/33 (45,5%). 86,7% erachten den Einbezug spezialisierter Palliativversorgung (PV) bei einem EDSS > 6 und Pflegebedürftigkeit für sinnvoll. 93,3% finden, dass PM dann integriert werden sollte, wenn das Bedürfnis besteht, über eine mögliche Krankheitsverschlechterung zu sprechen. Des Weiteren sollte spezialisierte PV zur psychologischen Unterstützung (93,3%); Angehörigenbetreuung (93,3%) und Schmerztherapie (86,7%) konsultiert werden. Der Einbezug ambulanter PV wurde von 93,3% als sehr wichtig eingeschätzt. Im Workshop wurde deutlich, dass spezialisierte PV z.B. bei einem EDSS ≥8, bei Beginn des Verabreichens von Mitoxantron sowie bei Einschränkung des Aktionsradius einbezogen werden sollte.

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen erste Kriterien und Aufgaben, in denen PV als wertvolle Ergänzung in der Behandlung von schwer betroffenen MS Patienten erachtet wird. Diese Informationen können Health Professionals dazu dienen, besser einzuschätzen, wann ein Einbezug von PM in den Behandlungsverlauf bei MS wichtig wäre.