Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PC206
DOI: 10.1055/s-0034-1374397

„Ständige Morphinspritzen waren nötig“ – eine qualitative Analyse der Gründe aus Angehörigensicht, warum Tumorpatienten nicht zu Hause sterben konnten.

P Muders 1, S Bussmann 1, CA Zahrt-Omar 1, M Weber 1
  • 1Universitätsmedizin Mainz, Interdisziplinäre Einrichtung für Palliativmedizin, III. Med. Klinik, Mainz, Deutschland

Fragestellung: Obgleich der meistgewünschte Sterbeort das eigene Zuhause ist, werden fast 50% der Sterbefälle im Krankenhaus gezählt. Die Erfüllung dieses letzten Wunsches ist jedoch sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Angehörigen ein wichtiges Anliegen. Daher ist die Frage, aus welchen Gründen ein Sterben zu Hause nicht möglich ist, von besonderem Interesse.

Methodik: Im Rahmen der 2008 durchgeführten EPACS – Querschnittsstudie (Etablierung von Hospiz- und Palliative Care Stützpunkten in Rheinland-Pfalz) konnten Hinterbliebene unter anderem Angaben zu dem gewünschten sowie dem tatsächlichen Sterbeort ihres kürzlich verstorbenen Angehörigen machen, und mithilfe von Freitextfeldern weiter erläutern. In der hier vorgelegten Studie werden mittels qualitativer Inhaltsanalyse Freitextantworten von Hinterbliebenen untersucht, deren Angehöriger an einer Krebserkrankung gelitten hatte und entgegen seinem Wunsch nicht zu Hause versterben konnte.

Ergebnisse: Für die Untersuchung konnten die Freitextantworten von 97 Angehörigen mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet werden. Die von den Angehörigen angegebenen Gründe, warum Patienten entgegen ihrem Wunsch nicht zu Hause sterben konnten, ließen sich in sich 4 Hauptkategorien gliedern:

Tab. 1: Er/sie konnte nicht zu Hause sterben, weil ...

Hauptkategorie

Beispielzitat

Notfallsituationen

„Akuter Blutverlust durch den Tumor in der Speiseröhre. Als Angehöriger fühlte ich mich vollkommen überfordert mit dieser Situation.“

Hohes Ausmaß an Pflegebedürftigkeit

„Der Verstorbene war schwerstkrank. Ich konnte ihn physisch und psychisch nicht zu Hause sterben sehen.“

Medizinische Versorgungsprobleme

„Ständige Morphinspritzen waren nötig.“

Organisatorische Probleme

„Sie verstarb zu früh, ich hätte sie an ihrem Sterbetag nach längerem Verhandeln mit den Ärzten nach Hause bekommen.“

Schlussfolgerungen: Vielfältige Gründe können dazu führen, dass Tumorpatienten nicht im häuslichen Bereich sterben können. Mithilfe einer spezialisierten ambulanten palliativmedizinischen Versorgung (SAPV) dürfte zumindest in einem Teil der von den Angehörigen genannten Situationen eine Krankenhauseinweisung vermeidbar sein.