Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PC214
DOI: 10.1055/s-0034-1374405

Begleitung von „Allein“-lebenden Patienten in der Spezialisierten Ambulanten Palliativ-Versorgung (SAPV) – eine retrospektive Datenanalyse

B Feddersen 1, B Gerhard 1, K Höke 1, C Heusinger 1, S Zimmerling 1, D Ritter 1, A Nettinger 1, C Bausewein 1
  • 1Klinik für Palliativmedizin, Universität München, Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung, München, Deutschland

Fragestellung: Die Zahl der alleinlebenden Menschen nimmt zu. Ziel dieser Studie war es, die palliative Begleitung von alleinlebenden Patienten durch ein SAPV-Team zu charakterisieren.

Methodik: Wir führten eine retrospektive Datenanalyse aller Patienten durch, die durch das SAPV-Team der LMU München im Zeitraum von 10/2009 bis 12/2013, versorgt wurden. Es wurden alle Patienten eingeschlossen, die zu Beginn der SAPV-Betreuung alleine ohne Angehörige zu Hause lebten und mit den Patienten die zu Hause von Angehörigen versorgt wurden, in den folgenden Punkten verglichen: Wunschsterbeort, Anwesende in Sterbesituation, Zeitdauer der Versorgung, Betreuungsintensität, Rufbereitschaftskontakte durch das SAPV-Team und Notarzteinsätze.

Ergebnisse: Von 796 Patienten lebten 44 allein. Von letzteren starben 30 (75%) zu Hause. In der Sterbesituation waren bei 14 die Kinder anwesend (46,7%), bei 4 Freunde (13,3%), bei 2 die 24h Pflegekraft (6,7%) oder bei 10 Patienten keiner = allein zu Hause verstorben (33,3%). Der Sterbeort nach Wunsch konnte bei 36 alleinlebenden (81,8%) erfüllt werden. In der Gruppe mit Angehörigen konnte der Wunschsterbeort in 639 Fällen erreicht werden (80,3%). Die Versorgungsdauer (Tage) war bei den alleinlebenden Patienten deutlich länger (140,7 ± 214,8 vs. 54,7 ± 87,3; p = 0,003). Die Betreuungsintensität (h/Tag) war gleich (0,95 ± 0,79 vs. 0,87 ± 0,70; p = 0,752). Die Anzahl der Rufbereitschaftskontakte/Tag zeigten keine Unterschied (0,15 ± 0,34 vs. 0,08 ± 0,29; p = 0,102). Die Anzahl der Notarzteinsätze war ebenfalls gleich (0,022 ± 0,15 vs. 0,027 ± 0,16; p = 0,681).

Schlussfolgerung: Die Befürchtung, dass die Versorgung von allein lebenden Patienten zu Hause durch die SAPV besonders schwierig ist, können durch diese Daten nicht bestätigt werden. Sie ist länger, aber durch die häufig autarke Lebensweise gleich betreuungsintensiv.