Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PD250
DOI: 10.1055/s-0034-1374421

Analyse von Einflussfaktoren auf das Outcome Frühgeborener: Erkenntnisse aus der Versorgungspraxis des Niedersächsischen Frühgeborenen-Nachuntersuchungsprojekts

G Damm 1, W Voss 2, K Harms 3, B Sens 1
  • 1Ärztekammer Niedersachsen, Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen, Hannover, Deutschland
  • 2AUF DER BULT – Kinder- und Jugendkrankenhaus, Sozialpädiatrisches Zentrum, Hannover, Deutschland
  • 3Klinikum Hildesheim, Kinderzentrum, Hildesheim, Deutschland

Mit einer prospektiven Langzeituntersuchung werden Versorgungssituation und Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen extrem unreifer Frühgeborener (FG) flächendeckend in Niedersachsen (NDS) untersucht. Es werden Aussagen über die Entwicklung der Kinder bis zum Schulkindalter getroffen, die als Basis für die Optimierung der Versorgungsqualität und Patientenorientierung der Risikogruppe genutzt werden.

Alle seit 2004 in NDS geborenen FG (< 28 SSW) werden zu definierten Entwicklungszeitpunkten (6 Monate, 2 + 5 Jahre) nach einem standardisierten Konzept mithilfe etablierter Entwicklungstests in Sozialpädiatrischen Zentren untersucht. In einem offenen Benchmarking-Prozess werden Kliniken mit den besten Langzeitergebnissen identifiziert und gezielt Maßnahmen entwickelt, um Behandlungsabläufe zu optimieren.

336 Kinder (63% der Überlebenden) wurden im Alter von 5 Jahren nachuntersucht. Neben biologischen und medizinischen haben strukturelle (z.B. Klinikgröße) sowie soziale Faktoren (z.B. Bildungsniveau der Mütter) einen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung der FG. Während Kinder von Müttern mit einem hohen Bildungsniveau zu 61% eine unauffällige kognitive Entwicklung zeigten, betrug die Rate bei Müttern mit einem niedrigeren Bildungsniveau nur 37%. Bei den untersuchten FG ist ein hoher Umfang an Therapiemaßnahmen (95% erhalten/erhielten Therapien) feststellbar.

Mithilfe des standardisierten sektorenübergreifenden Untersuchungskonzepts gelingt es unter Verwendung von Werkzeugen der Versorgungsforschung, Kontextfaktoren auf das Outcome des gesundheitsökonomisch relevanten Kollektivs zu analysieren. Fehler (Über-, Unter-, Fehlversorgung) und Verbesserungspotentiale können erkannt und Therapiekonzepte weiterentwickelt werden. Durch die Evaluation medizinischer und sozialer Unterschiede und die Rückkopplung der Ergebnisse an alle an der Versorgung Beteiligten gelingt es, best practice umzusetzen und Qualitätsverbesserungen zu realisieren.