Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PD275
DOI: 10.1055/s-0034-1374446

Entwicklung einer elektronischen Entscheidungshilfe zur Reduktion von Polypharmazie: Das PRIMA-eDS Tool

C Sommerauer 1, A Renom Guiteras 1, I Kunnamo 2, Y Martinez 3, A Woodham 3, B Faller 1, A Vögele 4, S Weißbach 1, G Bureick 1, G Stern-Kuthe 1, T Al qur'an 1, A Sönnichsen 1
  • 1Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • 2Duodecim Medical Publications Ltd, Helsinki, Finnland
  • 3Primary Care Research Group, University of Manchester, Manchester, Vereinigtes Königreich
  • 4Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, Bozen, Italien

Fragestellung: Polypharmazie betrifft vor allem ältere, multimorbide Patienten und stellt wegen Interaktionen und unerwünschten Arzneimittelwirkungen ein zunehmendes Problem dar. Bisherige Strategien zur Reduktion von Polypharmazie sind oft zeitaufwändig und in der täglichen Routine schwierig anzuwenden. Daten zu Auswirkungen auf klinisch relevante Endpunkte sind kaum vorhanden. Unser Ziel ist die Entwicklung einer umfassenden, einfach anwendbaren, elektronischen Entscheidungshilfe (PRIMA-eDS Tool) zur Vermeidung nicht evidenzbasierter Polypharmazie.

Methodik: Das PRIMA-eDS Tool wird im Rahmen des EU Projektes PRIMA-eDS (Grant agreement no: 305388) entwickelt. Komponenten des PRIMA-eDS Tools sind:

  • Überprüfung von Indikation, Kontraindikationen und Dosierung der Medikamente.

  • Interaktions-Check mithilfe der SFINX Datenbank für Arzneimittelinteraktionen.

  • Check auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen mithilfe der Datenbank PHARAO.

  • Überprüfung der Evidenzbasis von Medikamenten basierend auf systematischen Übersichtsarbeiten über die 25 am häufigsten verschriebenen und am häufigsten unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen verursachenden Medikamente bei älteren Patienten.

  • Überprüfung der Medikation im Hinblick auf Empfehlungen basierend auf Listen von Potentiell Inadäquaten Medikamenten und Leitlinien. Bei dem online verfügbaren PRIMA-eDS Tool werden die anonymisierten Patientendaten eingegeben und der behandelnde Arzt erhält ggfs. eine Empfehlung, die Medikation abzusetzen oder anzupassen.

Ergebnis: Ein Prototyp des PRIMA-eDS Tools liegt vor. Eine einsatzbereite Version mit Integration aller Komponenten wird bis April 2014 fertiggestellt.

Schlussfolgerung: Das PRIMA-eDS Tool soll eine gezielte Reduktion von Polypharmazie mit signifikantem, klinisch relevanten Benefit für ältere multimorbide Patienten bewirken. Ab Mai 2014 wird das Tool in einer randomisiert-kontrollierten Studie in fünf europäischen Ländern an 3600 Patienten über 75 Jahren getestet.