Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PD277
DOI: 10.1055/s-0034-1374448

Stellenwert pflanzlicher Arzneimittel in der hausärztlichen Praxis am Beispiel von Atemwegserkrankungen – Phyto-CONTENT

S Joos 1, B Musselmann 1, T Kühlein 1, M Kiel 1, G Laux 1
  • 1Uniklinikum Heidelberg, Abtlg. Allgemeinmedizin u Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland

Hintergrund: Die Verordnung und Empfehlung pflanzlicher Arzneimittel nimmt in der hausärztlichen Versorgung einen großen Stellenwert ein. Da Phytotherapeutika bis auf wenige Ausnahmen nicht über die gesetzliche Krankenversicherung erstattungsfähig sind, ist eine Analyse von Verordnungshäufigkeiten und Gewohnheiten über Routinedaten nicht möglich. Daher ist bisher wenig darüber bekannt, in welchem Ausmaß und bei welchen Indikationen Hausärzte Phytotherapeutika einsetzen. Mit dem Projekt Phyto-CONTENT, welches auf ein bereits in der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung/Heidelberg etabliertes Netzwerk hausärztlicher Praxen (CONTENT-Projekt) aufbaut, soll diese Lücke geschlossen werden. Die hier vorgestellte Analyse hat zum Ziel, hausärztlich gestellte Indikationen, Verordnungshäufigkeiten und -gewohnheiten von Phytotherapeutika am Beispiel von Atemwegserkrankungen zu beschreiben.

Methodik: Für das Phyto-CONTENT-Projekt konnten sechs Hausarztpraxen zum bestehenden CONTENT-Praxennetzwerk hinzugewonnen werden. Damit gehen Versorgungsdaten von 36 hausärztlichen Praxen in die Analysen ein. Die Erfassung der Verordnungsdaten von Phytopharmaka erfolgt über grüne bzw. private Rezepte. Zum Vergleich werden die Verordnungen konventioneller Medikamente inkl. Antibiotika über Pharmazentralnummern analysiert.

Ergebnisse: Für die Analyse werden Verordnungsdaten von Quartal 2/2011 bis Quartal 1/2014 (3-Jahres-Kontaktgruppe mit > 1,5 Mio. Kontakten und > 2,5 Mio. Verordnungen) berücksichtigt. Erste Analysen zeigen große Unterschiede zwischen den einzelnen Hausarztpraxen in der Verordnung von Phytopharmaka. Detaillierte Auswertungen werden auf dem Kongress präsentiert.

Diskussion: Vor dem Hintergrund der Überversorgung mit Antibiotika bei Atemwegserkrankungen stellen Informationen zur Verordnung von Phytotherapeutika eine wichtige Informationsquelle dar. Die Ergebnisse bilden die Basis für weitere Fragestellungen und Forschungsprojekte in diesem Bereich.