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DOI: 10.1055/s-0034-1374454
Hausärztliche Langzeitbegleitung von Patienten mit chronischen Krankheiten – Qualitätsentwicklung durch Bilanzierungsdialoge
Hintergrund: Die Langzeitversorgung chronisch Kranker kennt keinen „natürlichen“ Zeitpunkt für ein Arzt-Patienten-Gespräch über den Behandlungsverlauf. „Nebenbefunde“, oft präventionsrelevant, gehen unter, Chronifizierungspotentiale werden unterschätzt, die Aktualisierung von Behandlungsaufträgen unterbleibt. Das Instrument des Bilanzierungsdialogs (BD), im Projekt „Gesundheitsfördernde Praxen“ entwickelt, wird derzeit im cRCT BILANZ evaluiert. Vorgestellt werden Analysen von Verläufen videodokumentierter Konsultationen von teilnehmenden Ärzten.
Fragestellung: Ermöglicht ein verändertes Gesprächssetting in der Hausarztpraxis, Behandlungsverläufe zu thematisieren und die Risiko-Ressourcen-Orientierung zu unterstützen?
Methode: Die Gespräche (derzeit N = 85) werden mit dem Ratinginventar Lösungsorientierter Interventionen (RLI), einem halbstandardisierten Verfahren zur Beobachtung ressourcen- und lösungsorientierten Therapeutenverhaltens untersucht. RLI umfasst 7 Faktoren (Problemanalyse, Zielaktualisierung, Konkretisierung von Lösungen, Beziehungsgestaltung, Ressourcenorientierung, alternatives Denken, Reframing) mit 23 Items. Variationen der Muster professionellen Verhaltens und deren Hintergründe (Vorbildung, Praxisstruktur usw.) werden herausgearbeitet und Subgruppen unter Nutzung ergänzender Daten (fallbezogene Arzt- und Patientenbefragung, Fallverlaufsanalyse) beschrieben.
Ergebnisse: Erste Tendenzen zeigen in der laufenden Auswertung, dass die Umsetzung von BD kontextabhängig ist und die teilnehmenden Ärzte individuelle Umsetzungsstrategien nutzen. Die Gespräche unterscheiden sich vor allem im Hinblick auf Zielformulierung und Beachtung von Patientenressourcen. Damit korrespondierend lassen sich arztbezogen unterscheidbare Kommunikationsstile identifizieren.
Diese Unterschiede legen ein differenziertes Vorgehen bei einer zukünftigen Implementierung nahe und können gezielt für Unterstützungsangebote (z.B. Fortbildungskonzepte) genutzt werden.