Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PD308
DOI: 10.1055/s-0034-1374479

Die Inhalte von Zielvereinbarungen im Rahmen von Bilanzierungsdialogen zwischen Arzt und chronisch krankem Patient

MC Mirescu 1, HH Abholz 1, K Ilse 1, G Bureick 2, S Heim 3, O Bahrs 3, KH Henze 3, K Wegscheider 4, S Wilm 1
  • 1Institut für Allgemeinmedizin, Universität, Düsseldorf, Deutschland
  • 2Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • 3Institut für Medizinische Psychologie u. Medizinische Soziologie, Universität, Göttingen, Deutschland
  • 4Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

Hintergrund: Arzt und Patient müssen sich auf gemeinsame Behandlungsziele einigen, um abgestimmtes und erfolgreiches Handeln zu ermöglichen. Die multizentrische cRCT BILANZ-Studie mit mixed methods-Ansatz prüft, ob Bilanzierungsdialoge (BD) zwischen Hausarzt und chronisch Krankem zu besserer Erreichung individuell vereinbarter Ziele führen. Um das Führen von BD zu ermöglichen, erhielten die Ärzte der Interventionsgruppe (IG) eine 1 ½-tägige interaktive Fortbildung, in der BD, gemeinsame Zielfindung und Beachtung salutogener Ressourcen geübt wurden. Die Ärzte der Kontrollgruppe (KG) wurden lediglich gebeten, mit ihren Patienten im Gespräch Behandlungsziele zu vereinbaren. Max. zwei Ziele wurden in beiden Gruppen festgelegt und schriftlich dokumentiert.

Fragestellung: Gibt es schon in den ersten BD Unterschiede bzgl. Zielwahl und Zielweg in IG und KG?

Methodik: Die als Freitext formulierten Gesundheitsziele und Zielerreichungswege wurden im multidisziplinären Team inhaltsanalytisch durch jeden Rater getrennt induktiv kategorisiert und konsekutiv konsentiert.

Ergebnisse: Bisher liegen 680 Zielvereinbarungen aus 24 IG- und 29 KG-Praxen vor. Im Fokus stehen insgesamt überwiegend med. Probleme; Übergewicht, erhöhter Blutdruck, Blutzucker. In der IG sind 21,8% psychosoziale Ziele, in der KG 9,7%. Lebensstiländerung macht die Hälfte der Ziele in beiden Gruppen aus. In der IG werden signifikant häufiger Lebensstiländerung und nicht med. Behandlung auch zur Erreichung med. Ziele genannt. Bei 5% wird in der Formulierung des Zielweges eine Ressourcen-Orientierung sichtbar; in großer Mehrzahl sind die Ziele defizit-orientiert.

Schlussfolgerung: Zum ersten Messzeitpunkt zeigen sich wenig Unterschiede zwischen BD und dem klassischen Arzt-Patienten-Dialog. Es bleibt abzuwarten, ob sich dies bei den drei weiteren Zeitpunkten ändert. Die Analyse von Videoaufzeichnungen einiger Gespräche wird über weitere Themen Aufschluss geben.