Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PD326
DOI: 10.1055/s-0034-1374496

Barrieren für MigrantInnen beim Zugang in die medizinische Rehabilitation der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV)

B Schwarz 1, K Starikow 2, R Salman 2, C Gutenbrunner 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rehabilitationsmedizin, Hannover, Deutschland
  • 2Ethno-Medizinisches Zentrum e.V., Hannover, Deutschland

Ziel: Trotz erhöhten Bedarfes nehmen MigrantInnen medizinische Reha-Leistungen der GRV seltener in Anspruch als Personen ohne Migrationshintergrund. Im Rahmen des Projektes „MiMi-Reha: Implementierung und Evaluation eines Info-Angebotes für MigrantInnen zur medizinischen Reha auf Basis der ‚MiMi-Kampagnentechnologie'“ wurden mögliche Zugangsbarrieren identifiziert.

Methodik: Es wurden sechs Fokusgruppen leitfadengestützt durchgeführt: fünf mit MigrantInnen, eine mit ExpertInnen aus Praxis, Verwaltung und Politik. Die Auswertung erfolgte qualitativ-inhaltsanalytisch.

Ergebnisse: Folgende, sich häufig wechselseitig verstärkende, Zugangsbarrieren wurden identifiziert: (1) Systembezogene Barrieren: (a) MigrantInnenspezifisch: mangelnde interkulturelle Öffnung der Reha-Träger und Einrichtungen sowie mangelnde interkulturelle Kompetenz der MitarbeiterInnen; mangelnde kultursensible, mehrsprachige Information und Aufklärung; Abwehr von peerbasierten Beratungs- und Unterstützungsangeboten; Stigmatisierung und Diskriminierung bei der Beratung, Antragstellung und -begutachtung sowie in der Reha-Maßnahme; (b) Vom Migrationsstatus unabhängig: Komplexität, Intransparenz und Bürokratie des Gesundheits- bzw. Rehasystems; Mittelschichtorientierung; abwartende anstatt zugehende Strukturen; Gatekeeper erfüllen ihre Funktion nicht; (2) Personenbezogene Barrieren: (a) MigrantInnenspezifisch: Wissensdefizite; unzureichende Deutschkenntnisse; allgemeine sowie krankheitsbezogene religions- und kulturspezifische Barrieren; geschlechtsspezifische Barrieren; migrationsgebundene Barrieren; (b) Vom Migrationsstatus unabhängig: Barrieren, die sich aus dem Bildungs-, Erwerbs- bzw. sozialen Status ergeben; Diskrepanz zw. Versorgungswunsch und Versorgungskette; Vertrauen auf Gatekeeper.

Diskussion: Die gewonnen Erkenntnisse werden zur Konzeption eines kultursensiblen, peerbasierten Informationsangebotes zur medizinischen Rehabilitation für MigrantInnen im Rahmen des „MiMi-Reha“-Projektes genutzt.