Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PD340
DOI: 10.1055/s-0034-1374510

Depression und inzidente Demenz – Ergebnisse aus der Leipziger Langzeitstudie in der Altenbevölkerung

M Luppa 1, T Luck 1, SG Riedel-Heller 1
  • 1Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität, Leipzig, Deutschland

Fragestellung: Die Studie hatte das Ziel, den Einfluss depressiver Symptome auf die Entwicklung von Demenzerkrankungen in der deutschen Allgemeinbevölkerung zu untersuchen.

Methodik: Die Leipziger Langzeitstudie in der Altenbevölkerung ist eine bevölkerungsrepräsentative prospektive Längsschnittstudie. Zur Ersterhebung konnten 1265 Leipziger Senioren im Alter von 75 Jahren und älter persönlich befragt werden. Insgesamt fanden fünf Folgeerhebungen alle 1,5 Jahre statt. Depressive Symptomatik wurde sowohl dimensional (CES-D, Cut-off: 23) als auch kategorial (SKID, DSM) erfasst.

Ergebnis: Die Inzidenz für Demenzerkrankungen lag bei 48 per 1000 Personenjahre (95% Konfidenzintervall (KI) 45 – 51). Depressive Symptome (Hazard ratio HR 1,03, 95% KI 1,01 – 1,05), und insbesondere stimmungsbezogene (mood-related) Symptome (HR 1,08, 95% KI 1,03 – 1,14) zeigten univariat einen signifikanten Effekt auf die Demenzentwicklung, jedoch nicht nach Adjustierung für kognitive und funktionelle Beeinträchtigungen. Für Major Depression zeigte sich auch in den multivariaten Analysen ein Einfluss auf die Zeit bis zur Demenzentwicklung (HR: 2,75, 95% KI 1,01 – 7,50). Die mittlere Zeit bis zur Demenzentwicklung war für Studienteilnehmer mit Major Depression signifikant kürzer verglichen mit den nicht-depressiven Studienteilnehmern (4,7 Jahre (95% KI 3,1 – 6,3) vs. 6,8 Jahre (95% KI 6,7 – 7,0)).

Schlussfolgerung: Insbesondere eine schwere depressive Symptomatik zeigt einen signifikanten Effekt auf die Zeit bis zur Demenzentwicklung. Als Erklärungsmodell für dieses Ergebnis wurde schon in früheren Studien das Modell der kognitiven Reserve – dass eine schwere depressive Symptomatik das Gehirn zusätzlich schädigt und damit eine Kompensation der zerebralen Veränderungen früher versagt – herangezogen.