Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PD351
DOI: 10.1055/s-0034-1374521

Bekanntheitsgrad, Anwendung und Anwendungsbarrieren des innovativen Versorgungsansatzes „Rezept für Bewegung“ bei niedergelassenen Ärzten: Ergebnisse einer standardisierten Befragung in Bayern

J Curbach 1, A Schemm 1, 2, C Apfelbacher 1, B Szagun 2, J Loss 1
  • 1Universität Regensburg, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin/Medizinische Soziologie, Regensburg, Deutschland
  • 2HS Ravensburg-Weingarten, Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege, Weingarten, Deutschland

Ziel: Aus der internationalen Initiative „Exercise is Medicine“ heraus wurde seit 2005 in Deutschland und 2011 in Bayern das sog. „Rezept für Bewegung“ eingeführt. Mit dem Rezept können niedergelassene Ärzte ihren Patienten die Teilnahme an Bewegungskursen der lokalen Sportverbände schriftlich empfehlen. Zur Implementierung dieser Präventionsmaßnahme in der niedergelassenen Versorgung liegen derzeit keine Daten vor. Deshalb wurde beispielhaft eine Ärztebefragung in Bayern zum „Rezept für Bewegung“ durchgeführt, um Bekanntheit, Anwendung und Anwendungsbarrieren zu untersuchen.

Methode: In einer Vollerhebung bei 2.837 niedergelassenen Ärzten in den bayerischen Regierungsbezirken Oberpfalz und Niederbayern wurden mit einem standardisierten Fragebogen Bekanntheit, Anwendungshäufigkeit und Anwendungsbarrieren erfasst. Die Barrieren ließen sich den Kategorien "Ärztliches Wissen zum Rezept", "Ärztliche Einstellung zur Wirksamkeit", "Patientenbezogene Barrieren" und "Praktische Umsetzbarkeit" zuordnen. Es wurden Daten aus 902 Fragebögen (32,8%) in die deskriptive statistische Analyse eingeschlossen.

Ergebnisse: Das „Rezept für Bewegung“ war 26,1% (n = 235) der Ärzte bekannt. Von diesen stellen es 22,3% (n = 52) selten und 7,8% (n = 18)häufig bis sehr häufig in ihrer Praxis aus. Als Anwendungsbarrieren wurden v.a. Gründe aus den Kategorien "Wissen" und "Praktische Umsetzung" genannt: 65% (n = 141) fühlten sich schlecht informiert und 58,4% (n = 118) bemängelten das limitiertes Angebot an lokalen Sportkursen. Fehlende Vergütung (19,7%, n = 41) und patientenbezogene Barrieren wie Alter (17,1%, n = 36) oder Sprachkenntnisse (5,2%, n = 11) wurden seltener genannt.

Diskussion: Das "Rezept für Bewegung" wird von niedergelassenen Ärzten in der Oberpfalz und Niederbayern kaum angewandt. Maßnahmen zu besseren Information der Ärzte und zur Ausweitung des Sportangebots der Vereine könnten eine Implementierung stärken. Zudem sollten Daten zur Effektivität der Maßnahme erhoben werden.