Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PD360
DOI: 10.1055/s-0034-1374530

Besteht ein Bedarf an Entscheidungshilfe für Eltern von Kindern mit Akuter Otitis Media? – Ergebnisse einer Fragebogenerhebung

M Redaelli 1, S Kautz-Freymuth 1, S Bassüner 1, D Civello 1, S Stock 2
  • 1Universitätsklinikum Köln, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Köln, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland

Hintergrund: In den letzten Jahren ist die gehäufte Gabe von Antibiotika kritisiert worden. Auch bei der Akuten Otitis Media (AOM) von Kindern (> 2 Jahre) besteht diese Diskussion. Nach langläufiger Ansicht üben Eltern aus Unkenntnis der Pathophysiologie Druck auf die Ärzte aus Antibiotika zu verschreiben. Ziel dieser Studie ist es zu eruieren, ob eine Entscheidungshilfe als Grundlage der Entscheidungsfindung sinnvoll erscheint.

Methodik: Basierend auf einem skandinavischen Modell, das mittels einer qualitativen Studie die Elternperspektive zum Zusammenhang zwischen Otitis Media und Antibiotika entwickelt wurde, ist ein Fragebogen mit 12 Items, zusätzlich Items zu soziodemografischen Faktoren entworfen worden. Nach Think-Aloud Testung und kognitiven Pre-Test ist dieser Fragebogen bundesweit an 14 Kindergärten in städtischen und ländlichen Regionen versand worden.

Ergebnisse: Die vorläufige Auswertung ergibt für die Befragung (Range: 12 bis 85 Kinder/KITA) folgende Ergebnisse. Die Rücklaufquote liegt bei ca. 20%. Die befragten Elternteile gaben zu 94,9% an weiblich zu sein, mit 43,1% zwischen dem 40. und dem 49. Lebensjahr zu befinden, nicht alleinerziehend (94,7%) zu sein und in städtischer Region (63,2%) zu leben.

Als zentrale Ergebnisse zu den Inhalten lassen sich feststellen, dass 46,2% der befragten Eltern der Meinung sind, dass akute Mitteölohrentzündungen mit Antibiotika behandelt werden müssen, dass 55,7% nicht von einer Selbstausheilung ausgehen und dass über 50% meinen Ohrenschmerzen würden durch Antibiotika am besten behandelt. Zum Thema Entscheidungshilfe haben etwa 12% der befragten Eltern schon einmal von Entscheidungshilfen „gehört“, aber knapp 80% würden eine nutzen.

Schlussfolgerungen: Eltern in Deutschland gehen möglicherweise von einem falschen pathophysiologischen Konzept aus, so dass der Wunsch nach Antibiotika entsteht. Hier sollte geprüft werden, ob Eltern mit entsprechenden Informationen ein anderes Verhalten annehmen.