Die hormonelle Regulation der Eisenkonzentration im Plasma kann mit der hormonellen
Kontrolle der Blutglucoskonzentration durch Insulin verglichen werden. Dementsprechend
führen Hepcidinmangelzustände zu hohen Plasmaeisen-konzentrationen, die durch die
Übersättigung von Transferrin mit Eisen zur hepatischen Eisenakkumulation und Hämochromatose
führen. Im Gegensatz dazu führt Hepcidinüberschuss zu Eisenmangel und Anämie. Genetische
Defekte im Genen, die die Hepcidinexpression kontrollieren sind daher typischerweise
mit Eisenstoffwechselstörungen assoziiert. Ziel der hier präsentieren Studie ist es,
die Rolle von Mutationen in Hepcidinkontrollgenen als genetische Modifikatoren von
Eisenstoffwechselstörungen zu untersuchen. Aufgrund der ungewöhnlich frühen Präsentation
einer HFE1-assoziierten Hämochromatose bei einer 23-jährigen beschwerdefreien Patientin
mit ausgeprägter hepatischer Eisenablagerung wurde eine zusätzliche genetische Variante
gesucht, die die schwere Krankheitsmanifestation erklärt. Eine Sequenzierung des HFE2
Gens zeigte dabei eine heterozygote 3 bp Deletion. Da homozygote Defekte im HFE2 Gen
mit juveniler Hämochromatose assoziiert sind, könnte diese genetische Variante bei
Patienten mit C282Y die relativ schwere Krankheitsmanifestation erklären. Im Gegensatz
dazu wurde bei einer 32-jährigen Patientin mit ungewöhnlich schwierig zu behandelndem
und auf orales Eisen refraktären Eisenmangel eine genetisch Analyse des TMPRSS6 Gens
durchgeführt, die eine 4 bp deletion in der 3' nicht translatierten Region dieses
Genes zeigt. Da homozygote Varianten in diesem Gen mit schweren refraktären Eisenmangelanämien
im Kindesalter assoziiert sind, wäre auch bei dieser Patientin eine genetische Ursache
für die beobachtete Eisenmangelanämie denkbar. Zusammenfassend zeigen die hier vorgestellten
Ergebnisse, dass seltene heterozygote genetische Varianten von Genen, die die Hepcidinexpression
kontrollieren, zwar nicht das Vollbild der entsprechenden autosomal-rezessiven Erkrankungen
verursachen. Diese Varianten könnten jedoch sehr wohl die Schwere einer Krankheitsmanifestation
beeinflussen und somit als krankheitsmodifizierende Gene gewertet werden.