Fragestellung:
Das lebenslange Erkrankungsrisiko für ein Mammakarzinom liegt für Trägerinnen einer
pathogenen Keimbahnmutation in den Genen BRCA1 und BRCA2 zwischen 40 – 87%. Weltweit
konnte eine Senkung der Mortalität durch ein intensiviertes Screening bislang mangels
langfristiger prospektiver Daten nicht gezeigt werden. Einige der Betroffenen ziehen
eine prophylaktische Mastektomie einer lebenslangen Früherkennung vor. Das Risiko
für eine gesunde Anlageträgerinnen an einem Brustkrebs zu erkranken kann durch die
Durchführung der prophylaktischen Mastektomie unter 10% gesenkt werden. Für bereits
unilateral an einem Mammakarzinom erkrankte Patientinnen ist die Abwägung konkurrierender
Risiken erforderlich. Die Beratungssituation ist bei verschieden Patientenkollektiven,
den unterschiedlichen Operations- und Rekonstruktionsmethoden und auch dem ästhetischen
Anspruch sehr komplex.
Methodik:
Seit 1998 werden an unserem Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs insgesamt
264 Frauen – davon 110 Mutationsträgerinnen und 144 Hochrisikopatientinnen mit nicht-informativem
Gentest – betreut und beraten. Im Zentrum in Dresden folgt die Indikationsstellung
bis hin zur Beantragung der Kostenübernahme bei der Krankenkasse einem vorgegebenen
Patientenpfad. Darunter mehrzeitige Gespräche mit verschiedenen Operateuren (Implantatchirurgie/Eigengewebsrekonstruktion)
und die Erstellung eines psychologischen Gutachtens.
Ergebnisse:
Insgesamt entschieden sich 39 Frauen für die Durchführung einer prophylaktischen Mastektomie.
12/39 waren gesunde Anlageträgerinnen und 27/39 Frauen waren bereits einseitig an
einem Mammakarzinom erkrankt. In dieser Gruppe finden sich 2 Patientinnen mit einer
Genveränderung ohne gesicherte klinische Bedeutung und 3 Patientinnen ohne Mutationsnachweis
bei rechnerisch erhöhtem Erkrankungsrisiko. 14/39 entschieden sich zur Implantatrekonstruktion,
17/39 zur Eigengewebsrekonstruktion und 8 blieben ohne Wiederaufbau. Die Frauen erhielten
postoperativ ein MRT zur Beurteilung des verbliebenen Restdrüsengewebes und wurden
aus dem intensivierten Früherkennungsprogramm entlassen.
Schlussfolgerung:
Die prophylaktische Mastektomie ist für gesunde Anlageträgerinnen, wie auch für einseitig
erkrankte Anlageträgerinnen eine Alternative zum intensivierten Früherkennungs- und
Nachsorgeprogramm. Bei hochkomplexer Beratungssituation und Einzelfallentscheidungen
der Krankenkasse, Potential für schwerwiegende postoperative Komplikationen sollte
die Überprüfung der Indikation und Beratung der Patientin in einem der Zentren für
Familiären Brust und Eierstockkrebs durchgeführt werden.