Einleitung: Epigastrische Schmerzen sind aufgrund der breiten Palette an Differentialdiagnosen
eine Herausforderung für den Arzt.
Fallbeschreibung: Ein 35-jähriger Mann litt an epigastrischen, postprandialen und im Sitzen betonten
Schmerzen und hatte 8 kg Gewichtsverlust (BMI: 20,9). Er habe in der Vergangenheit
mehrere Pankreatitis Schübe gehabt und sein Vater leide an einer IgG4-positiven Autoimmunpankreatitis.
Eine Abklärung diesbezüglich sei jedoch unauffällig gewesen. Die erneute Diagnostik
ergab ein endosonografisch und magnetresonanztomografisch (MRT) unauffälliges Pankreas.
Mittels digitaler Subtraktionsangiografie (DSA) und Duplex-Sonografie konnte eine
hochgradige Stenose des Truncus coeliacus (angiografisch 70 – 80%ig in Expiration,
normaler Fluss in Inspiration) im Sinne eines Dunbar Syndroms nachgewiesen werden.
Therapie: Eine laparoskopische Spaltung des Ligamentum arcuatum wurde komplikationslos durchgeführt.
Verlauf: Der Patient gibt zwei Monate postoperativ eine deutliche Besserung der Beschwerden
an. Er hat 6 kg Gewicht zugenommen. In der MRT sowie duplexsonografisch hat die Stenosierung
des Truncus coeliacus abgenommen.
Schlussfolgerung: Das Dunbar Syndrom ist als Differentialdiagnose epigastrischer Schmerzen mit einzubeziehen.
Auslöser ist eine Kompression des Truncus coeliacus durch das Ligamentum arcuatum
medianum. Eine Angiografie (z.B. DSA, CT-Angiografie, MRT – Angiografie) oder Duplex-Sonografie
des Truncus ermöglichen die Diagnose. Eine Stenosierung des Truncus coeliacus ist
nicht selten und geht aufgrund der guten Kollateralisierung nicht zwingend mit Beschwerden
einher. Nur wenige Patienten mit einer Truncus coeliacus Stenose müssen daher behandelt
werden. Prädiktoren für ein gutes Ansprechen auf eine operative Dekompression beim
Dunbar Syndrom sind postprandiale Schmerzen, ein Alter von 40 – 60 Jahren und ein
Gewichtsverlust > 9 kg. Unklar ist, ob bei unserem Patienten ein Zusammenhang zwischen
Pankreatitis und Dunbar Syndrom bestand oder ob es sich um eine Koinzidenz handelt.
In vier Fallberichten wurde eine chronische Pankreatitis bei Patienten mit Dunbar
Syndrom beschrieben. Zudem gibt es tierexperimentelle Daten dafür, dass eine wiederholte
intestinale Minderdurchblutung den Verlauf einer Pankreatitis verschlechtern kann.