Z Gastroenterol 2014; 52 - KG269
DOI: 10.1055/s-0034-1386291

Epigastrische Schmerzen, Pankreatitis, Gewichtsverlust und eine Familienanamnese mit Autoimmunpankreatitis – die Diagnose und Therapie eines Dunbar Syndroms (Ligamentum arcuatum medianum Syndroms) brachten Besserung

M Waizenegger 1, P Mönnings 2, M Kemen 3, WE Schmidt 1, A Giese 1
  • 1St. Josef-Hospital Bochum, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Klinik I, Bochum, Germany
  • 2St. Josef-Hospital Bochum, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Bochum, Germany
  • 3Evangelisches Krankenhaus Herne, Abteilung für Viszeralchirurgie/Chirurgie, Herne, Germany

Einleitung: Epigastrische Schmerzen sind aufgrund der breiten Palette an Differentialdiagnosen eine Herausforderung für den Arzt.

Fallbeschreibung: Ein 35-jähriger Mann litt an epigastrischen, postprandialen und im Sitzen betonten Schmerzen und hatte 8 kg Gewichtsverlust (BMI: 20,9). Er habe in der Vergangenheit mehrere Pankreatitis Schübe gehabt und sein Vater leide an einer IgG4-positiven Autoimmunpankreatitis. Eine Abklärung diesbezüglich sei jedoch unauffällig gewesen. Die erneute Diagnostik ergab ein endosonografisch und magnetresonanztomografisch (MRT) unauffälliges Pankreas. Mittels digitaler Subtraktionsangiografie (DSA) und Duplex-Sonografie konnte eine hochgradige Stenose des Truncus coeliacus (angiografisch 70 – 80%ig in Expiration, normaler Fluss in Inspiration) im Sinne eines Dunbar Syndroms nachgewiesen werden.

Therapie: Eine laparoskopische Spaltung des Ligamentum arcuatum wurde komplikationslos durchgeführt.

Verlauf: Der Patient gibt zwei Monate postoperativ eine deutliche Besserung der Beschwerden an. Er hat 6 kg Gewicht zugenommen. In der MRT sowie duplexsonografisch hat die Stenosierung des Truncus coeliacus abgenommen.

Schlussfolgerung: Das Dunbar Syndrom ist als Differentialdiagnose epigastrischer Schmerzen mit einzubeziehen. Auslöser ist eine Kompression des Truncus coeliacus durch das Ligamentum arcuatum medianum. Eine Angiografie (z.B. DSA, CT-Angiografie, MRT – Angiografie) oder Duplex-Sonografie des Truncus ermöglichen die Diagnose. Eine Stenosierung des Truncus coeliacus ist nicht selten und geht aufgrund der guten Kollateralisierung nicht zwingend mit Beschwerden einher. Nur wenige Patienten mit einer Truncus coeliacus Stenose müssen daher behandelt werden. Prädiktoren für ein gutes Ansprechen auf eine operative Dekompression beim Dunbar Syndrom sind postprandiale Schmerzen, ein Alter von 40 – 60 Jahren und ein Gewichtsverlust > 9 kg. Unklar ist, ob bei unserem Patienten ein Zusammenhang zwischen Pankreatitis und Dunbar Syndrom bestand oder ob es sich um eine Koinzidenz handelt. In vier Fallberichten wurde eine chronische Pankreatitis bei Patienten mit Dunbar Syndrom beschrieben. Zudem gibt es tierexperimentelle Daten dafür, dass eine wiederholte intestinale Minderdurchblutung den Verlauf einer Pankreatitis verschlechtern kann.