Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2014; 24 - A24
DOI: 10.1055/s-0034-1386603

Schmerz nach Schlaganfall – Klinische Differenzialdiagnostik und Therapie

W Schupp 1
  • 1m&i-Fachklinik Herzogenaurach

Hintergrund: Unabhängig von Tonusabnormitäten ergeben sich verschiedene Schmerzprobleme nach Schlaganfall (> 30% der Patienten) [Kendall 2010]. Wir werteten dazu retrospektiv Patientenjahrgang 2013 unserer Abteilung (n> 1200) aus. Klinische Vorgehensweise: Für effektives Management sind die Schmerzprobleme klinisch zu differenzieren nach: myofaszial, nozizeptiv, neuropathisch oder reflexdystroph. Wichtige Kriterien für die Zuordnung sind: Lokalisation, Charakter, Auslöser, Muskeltonus, Verteilung der Paresen bzw. wiederkehrenden Willkürmotorik, sensible Störungen, Trophik, Ödem, zeitliche Aspekte im Verlauf. Diese Einteilung erlaubt eine leitliniengerechte Behandlung aus Kombinationen von pharmakologischen und physiotherapeutisch-physikalischen Maßnahmen. Ergebnisse: In 2013 hatten 46% unserer Schlaganfallpatienten behandlungsbedürftige Schmerzprobleme. Am häufigsten waren myofasziale Schmerzen (28%), meist paravertebral oder rumpfnah, gefolgt von mit nozizeptiven Schmerzen (14%) an großen Körpergelenken, zu behandeln mit NSAR und Physiotherapie/physikalische Therapie. Bei 5% wurden eigene schmerzbegründende Komorbiditäten diagnostiziert. Schulter-(Arm)Schmerzen sind am häufigsten (bis zu 60% nach Conrad & Hermann 2009). Beim reflexdystrophen Schulter-Hand-Syndrom (7%), ein komplexes regionales Schmerzsyndrom, ist eine Cortison-Stoßtherapie indiziert, bevor physiotherapeutisch und ergotherapeutisch wieder gearbeitet werden kann. Auch stabilisierende Orthesen und Taping sind wichtige nichtmedikamentöse Behandlungsstrategien. Bei neuropathischen Schmerzsyndromen (11%) empfahl sich eine frühzeitige Kombination von zentral wirksamen Analgetika mit antineuropathisch wirksamen Antiepileptika oder Antidepressiva. Schlussfolgerungen: Schmerz nach Schlaganfall ist häufig und verlangt entsprechende Therapie. Neben unspezifischen myofaszialen oder nozizeptiven Schmerzen sind reflexdystrophes Schulter-Hand-Syndrom oder neuropathische Schmerzen typisch.