Gesundheitswesen 2014; 76 - A5
DOI: 10.1055/s-0034-1386855

Erhöhte Prävalenz der chronischen Hepatitis B und C Infektion im Patientenkollektiv einer interdisziplinären Notaufnahme in Frankfurt am Main: Ergebnisse einer prospektiven Screeninganalyse an 10.215 Patienten

F Bert 1, A Rindermann 1, AM Abdelfattah 1, S Rossol 1
  • 1Krankenhaus Nordwest, Frankfurt am Main

Einleitung: Die Prävalenzen der chronischen Hepatitis B und C- Infektion in der Allgemeinbevölkerung werden mit 0,6 bis 0,9% angegeben. Die Population Frankfurts am Main und seiner Umgebung ist durch eine heterogene, multikulturelle Bevölkerungsschichtung und einem potentiell veränderten Risikoprofil chronischer Virushepatitiden gekennzeichnet. Aus diesem Grunde führten wir eine prospektive Studie zur Erhebung epidemiologischer Daten hinsichtlich der chronischen HBV und HCV Infektion bei konsekutiven Patienten in einer interdisziplinären Notaufnahme Frankfurt am Main durch.

Methode: In einem Zeitraum von 2 Jahren wurden bei insgesamt 10215 Patienten, die sich in der interdisziplinären Notaufnahme des Krankenhauses Nordwest in Frankfurt am Main vorstellten, HBsAg und HCV-AK bestimmt. Bei positivem HBsAg- bzw. HCV-Ak Nachweis erfolgte zur Bestätigung mittels PCR die quantitative Viruslastbestimmung.

Ergebnisse: Die Prävalenzen für HBsAg und HCV-Ak betrugen bei den 10215 untersuchten Patienten 1,32% (n = 135) bzw. 2,70% (n = 276). Die Geschlechterverteilung der positiven Patienten war nahezu gleich (HBsAg W vs M: 50,37% vs 49,63%; HCV-Ak: 45,65% vs 54,35%). Eine Viruslastbestimmung erfolgte bei 72,59% der HBsAg (Gruppe 1) und bei 82,61% der HCV-Ak (Gruppe 2) positiven Patienten; der Nachweis einer Viruslast gelang bei diesen Patienten der Gruppe 1 in 42,86% bzw. der Gruppe 2 in 41,67% der Fälle. Erhöhte Transaminasen liessen sich bei 32,59% aller HBsAg-positiven Patienten und bei 28,57% der Patienten mit erhöhter Viruslast bzw. 38,77% aller HCV-AK positiven Patienten und bei 57,89% der Patienten mit erhöhter Viruslast bestimmen. Die ethnische Aufteilung ergab 8897 Kaukasier (Gruppe A) versus 1318 Patienten anderer Ethnien (Gruppe B). Die Prävalenzen betrugen für HBsAg bzw. HCV-Ak positiv für die Gruppe A 1,08% bzw. 2,7% und die Gruppe B 2,96% bzw. 2,2%. Der Anteil an Doppelinfektionen HBV/HCV mit und ohne nachweislicher Viruslast war gering (Gesamtprävalenz 0,48%); jedoch waren in 42,86% der Fälle zusätzlich erhöhte Transaminasen nachweisbar.

Fazit: Die Ergebnisse zeigen, dass in einem Ballungsraum wie dem Rhein-Main-Gebiet mit erhöhten Prävalenzen der chronischen Hepatitiden in der Allgemeinbevölkerung zu rechnen ist. Die betroffenen Patienten wissen zumeist nichts über die bestehende Infektion. Aus prognostischen Gründen für den einzelnen Betroffenen (Leberzirrhose bzw. HCC), aber auch aus daraus resultierenden gesamtgesellschaftlichen gesundheitsökonomischen Gründen ist ein generelles HBsAg bzw. HCV Ak Screening von Patienten, zumindest in Ballungsgebieten zu überdenken.