Gesundheitswesen 2014; 76 - A49
DOI: 10.1055/s-0034-1386899

Gesundheitsziele gemeinsam gestalten – Zielgruppenbeteiligung durch Goal Attainment Scaling (GAS)

T Fleuren 1, AY Bütterich 1, H Hassel 1
  • 1Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg, Coburg

Einleitung/Hintergrund: Für die Entwicklung und Definition von regionalen Gesundheitszielen kann aus einer Fülle von objektiven Daten geschöpft werden. Durch die amtliche Statistik über Daten der Gesundheitsberichterstattung oder durch eigene Befragungen können Rückschlüsse auf empirisch begründete, regionale Bedarfslagen gezogen werden. Aber wie gelingt es, die subjektiven Bedarfe, also die Wünsche und Bedürfnisse der Zielgruppen, adäquat zu berücksichtigen, um akzeptierte Angebote zu etablieren? Runde Tische, an denen die Zielgruppe partizipiert, sind ein beliebtes Instrument, um Bürger- bzw. Zielgruppenbeteiligung herzustellen. Im Rahmen der Evaluation der Modellprojekte „Gesunder Landkreis – Runde Tische zur Regionalen Gesundheitsförderung wurde das Goal Attainment Scaling (GAS) als Möglichkeit der aktiven Partizipation und Qualitätssicherung an den Runden Tischen eingeführt. Die Modellprojekte werden von derzeit acht bayerischen Gesundheitsämtern umgesetzt und vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert. Dieser Beitrag diskutiert die Vor- und Nachteile von GAS.

Methodik: Beim Goal Attainment Scaling (GAS) handelt es sich um eine Evaluationsmethode, die sowohl für die Planungs-, Prozess- und Ergebnisevaluation herangezogen werden kann [1].

Als Ausgangspunkt dienen eine Meilensteinplanung bzw. bei der Projektplanung definierte Ziele. Auf einer fünfstufigen Skala wird differenziert ab wann „viel weniger als erwartet“ (-2) und ab wann „viel mehr als erwartet“ (+2) erreicht wurde. Der Wert Null bildet die Mitte der Skala und gibt das erwartete Ergebnis bzw. das formulierte Ziel an. Die Besonderheit ist, dass Ziele und Erwartungen sowie die Skala mit allen Beteiligten selbst ausformuliert und somit dem jeweiligen Anlass individuell angepasst werden. Bei den Modellprojekten „Gesunder Landkreis“ wurde GAS mit Hilfe von praxisnahen Qualifizierungseinheiten eingeführt. In einer Übung sollten für ein fiktives Projekt die Ziele und Indikatoren bestimmt und die Zielerreichungsskala ausformuliert werden.

Ergebnisse: Im Rahmen der Selbstevaluation des Projektverlaufs, wenden die Modellprojekte GAS sowohl exemplarisch auf ein Projekt, als auch auf ein Netzwerk an. Die Umsetzung wird in regelmäßigen Abständen in Coaching-Sitzungen reflektiert und fachlich begleitet. Förderer, Barrieren und Praxistauglichkeit wurden auf diese Weise identifiziert. Über die Bestimmung gemeinsamer Ziele wird eine stärkere Identifikation mit einem Projekt gefördert. Der methodische Anspruch an die Projektleitung sowie die Teilnehmer der Runden Tische und der Zeitaufwand für die Vorbereitung und Koordination der Evaluation, wurden als Hemmnisse, diese Methode umzusetzen, angegeben.

Diskussion/Schlussfolgerung: GAS ist eine gute Methode um Partizipation zu ermöglichen. Zielgruppenbeteiligung lässt sich demnach herstellen, so lange die Zwischenziele und Meilensteine, die es gemeinsam zu evaluieren gilt, nicht zu umfangreich sind. Im Vorfeld sollte selektiert werden welche Ziele gemeinsam mit GAS erarbeitet werden. Gelingt dies und führt man die Zielgruppen langsam an dieses Instrument heran, hat es das Potential, die Qualität der Projektarbeit entscheidend zu beeinflussen. Durch eine Konzentration auf die zentralen Ziele eines Projekts, minimiert sich der Aufwand für die Projektleitung enorm. Je nach Zusammensetzung des Runden Tisches, können die Verantwortlichkeiten für die Selbstevaluation an dessen Mitglieder abgegeben werden. Die Zielgruppe profitiert von einem aktiven Mitbestimmungsrecht und das Projektteam von einer höheren Akzeptanz und Loyalität gegenüber ihrer Arbeit.