Gesundheitswesen 2014; 76 - A59
DOI: 10.1055/s-0034-1386909

Förderung kommunaler Gesundheitsversorgung in Bayern. Das Kompetenzzentrum „Kommunalbüro für ärztliche Versorgung“

G Geuter 1, E Krupa 1, T Ewert 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Nürnberg

Einleitung/Hintergrund: Die Auswirkungen einer älter werdenden Gesellschaft stellen große Herausforderungen an das Gesundheitswesen. Diese verlangen vermehrte Anstrengungen, um die wohnortnahe Gesundheitsversorgung zukünftig zu erhalten und zu verbessern.

Unbeschadet der gesetzlich normierten Sicherstellungsverpflichtung der Kassenärztlichen Vereinigungen wird momentan u.a. das Thema der vertragsärztlichen Versorgung zunehmend zu einem Handlungsfeld auf Landes- und kommunaler Ebene. Im Landesentwicklungsprogramm Bayern (2013) wird dazu ausgeführt, dass Kommunen im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten durch die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen zur flächendeckenden und bedarfsgerechten ambulanten medizinischen Versorgung der Bevölkerung beitragen sollten. Viele der Kommunen befassen sich allerdings erstmals mit der aufgrund von Selbstverwaltung, Korporatismus und starker Sektorierung des deutschen Gesundheitssystems sehr komplexen Thematik und stehen vor großen Herausforderungen. Es mangelt an neutralen, qualitativ hochwertigen und auf den Einzelfall bezogenen Unterstützungsangeboten für die kommunale Ebene.

Daten/Methodik: Zur Unterstützung der Kommunen wurde auf Grundlage der Regierungserklärung „Gesundheitsland Bayern – neue Strategien für eine menschliche Medizin“ (20.10.2011) vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Nürnberg das Kommunalbüro für ärztliche Versorgung eingerichtet. Am Kommunalbüro für ärztliche Versorgung ist seit Juli 2013 zudem das Projektconsulting für das staatliche Förderprogramm „Förderung innovativer medizinischer Versorgungskonzepte“ angesiedelt. Es berät im Auftrag des StMGP u.a. bei der Entwicklung, Erprobung, Evaluation und Etablierung innovativer Versorgungskonzepte.

Ergebnisse: Als Kompetenzzentrum analysiert das Kommunalbüro im Auftrag des StMGP regionale Versorgungsstrukturen und berät bei Problemen zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung sowie der Entwicklung angepasster Lösungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen vor Ort. Es arbeitet dabei mit Kommunen, Kassenärztlicher Vereinigung Bayerns (KVB), Krankenhäusern und öffentlichem Gesundheitsdienst zusammen. Das Beratungsangebot steht für die Kommunen landesweit kostenfrei zur Verfügung. Hauptzielgruppe sind Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von Gemeinden. Das Kommunalbüro wurde in den zurückliegenden 1,5 Jahren sehr gut nachgefragt: bis März 2014 waren 127 Beratungsfälle und 65 intensive Beratungsfälle zu verzeichnen. Den inhaltlichen Schwerpunkt bildeten Beratungsleistungen zu den Themen Hausarztversorgung und Allgemein Fachärztliche Versorgung (inkl. Bereitschaftsdienst). Darüber hinaus waren häufige Beratungsthemen die stationäre Versorgung und die ambulante Pflege. Das Projektconsulting am Kommunalbüro hat seit seinem Start im Juni 2013 insgesamt 37 Beratungsfälle und 15 intensive Beratungsfälle zu innovativen medizinischen Versorgungskonzepten zu verzeichnen. Erste Evaluationsergebnisse zum Angebot des Kommunalbüros zeigen sehr hohe Zufriedenheitswerte mit der Beratung.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Einrichtung des Kommunalbüros für ärztliche Versorgung kann als Unterstützungsangebot für die kommunale Ebene und als Maßnahme zur Strukturverbesserung auf Landesebene Modellcharakter für andere Bundesländer haben. Das Fachkonzept scheint geeignet, dabei zu unterstützen, vorhandene Gestaltungsmöglichkeiten zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung zu erkennen und zielgerichtet wahrzunehmen. Rückmeldungen des StMGP und der KVB zeigen zudem, dass seit Einführung des Angebotes die Anfragen von kommunaler Ebene bei StMGP und KVB spürbar zurückgegangen sind. Die landesweit gesammelten Erfahrungen können vom Kommunalbüro im Sinne der Verbreitung erfolgversprechender Ansätze und des Know-How-Transfers (Land-Kommune und Kommune-Land) gebündelt und kommuniziert werden. Dabei sollten neben lokalen Erfahrungen auch nationale und internationale Forschungsergebnisse berücksichtigt werden. Ziel sollte sein, wirksame und Erfolg versprechende Ansätze zu identifizieren und zu verbreiten.