Gesundheitswesen 2014; 76 - A63
DOI: 10.1055/s-0034-1386913

Was ist evidenzbasierte Versorgungsforschung?

E Gräßel 1, C Donath 1, A Hollederer 2, H Drexler 3, J Kornhuber 4, A Zobel 5, P Kolominsky-Rabas 6
  • 1Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung, Erlangen
  • 2Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Nürnberg
  • 3Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial und Umweltmedizin, Erlangen
  • 4Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Erlangen
  • 5MDK Bayern, Hauptverwaltung, München
  • 6Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Interdisziplinäres Zentrum für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health, Erlangen

Hintergrund: Versorgungsforschung zielt darauf ab, Erkenntnisse darüber zu generieren, wie Prozesse der Versorgung von kranken Menschen, die medizinische Leistungen in Anspruch nehmen, ablaufen und welche Auswirkungen sie in der Anwendungsroutine auf die Beteiligten und auf das Gesundheitssystem haben.

Methodik: Es handelt sich um eine theoretische Arbeit. Dabei wird dargestellt, wie evidenzbasierte Versorgungsforschung eingesetzt werden kann, um Verbesserungen im Gesundheitswesen zu erzielen. Ergebnisse: Das Konzept wird als „Kreislauf der Versorgungsoptimierung“ bezeichnet. Im ersten Schritt wird die bestehende Versorgungssituation hinsichtlich ihrer Defizite und der Gründe hierfür analysiert. Im zweiten Schritt wird ein bedeutsames Versorgungsziel definiert. Im dritten Schritt wird eine neue Vorgehensweise oder die Verbesserung einer vorhandenen Vorgehensweise konzipiert, um dieses Ziel zu erreichen. Im vierten Schritt wird eine vergleichende empirische Studie mit möglichst anspruchsvollem Studiendesign durchgeführt, um diese verbesserte Versorgungsstrategie im Vergleich zur bisher üblichen Vorgehensweise zu prüfen. Eine gesundheitsökonomische Evaluation ist dabei mit durchzuführen. Zeigen die Ergebnisse keine oder nur wenige Vorteile gegenüber der bisherigen Vorgehensweise, beginnt der „Kreislauf“ wieder mit Schritt 3. Sind die Ergebnisse jedoch signifikant, versorgungsrelevant und effizient – auch im Sinne ge-sundheitsökonomischer Überlegungen, werden im fünften Schritt Strategien der Implementierung ermittelt, erprobt und eingesetzt. Gegebenenfalls werden in einem sechsten Schritt die Implementierungsfolgen erforscht. Diese Vorgehensweise wird anschließend anhand von einem „best-practice“-Beispiel veranschaulicht. Diskussion: Zu überlegen ist, ob der vorgestellte Kreislauf so auf die verschiedenen Bereiche der Versorgungsforschung zu übertragen ist bzw. ob eventuelle Anpassungen nötig sind.