Gesundheitswesen 2014; 76 - A69
DOI: 10.1055/s-0034-1386919

Einfluss von Geschlecht, Alter und Schweregrad der Erkrankung auf das Erreichen der Qualitätsindikatoren im DMP COPD. Ergebnisse aus der Region Nordrhein

B Hagen 1, J Kretschmann 1, S Groos 1, A Weber 1, L Altenhofen 2
  • 1Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, Köln
  • 2Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI), Berlin

Einleitung/Hintergrund: Auch für das 2006 eingeführte Disease Management Programm (DMP) für Patienten mit chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung (COPD) ist die Verbesserung der Versorgungsqualität aller eingeschriebenen Patienten der zentrale Aspekt. Anhand einer Reihe vertraglich definierter Qualitätsindikatoren wird seit Beginn des DMP überprüft, inwieweit dies gelingt. Unklar ist, ob bei dem Ausmaß der Qualitätszielerreichung Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen, jüngeren und älteren sowie weniger schwer und schwerer erkrankten Patienten bestehen. Sollten sich diese nachweisen lassen, stellt sich die Frage, ob weiterhin eine unspezifische Formulierung allgemeingültiger Indikatoren der Versorgungsqualität für die Gesamtgruppe aller COPD-Patienten vertretbar ist.

Daten/Methodik: Analysiert wurden die Daten aller bis Ende 2012 in das DMP COPD in der Versorgungsregion der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein eingeschriebenen und wiederholt dokumentierten Patienten. Für vier der vertraglich vereinbarten Qualitätsindikatoren erfolgte eine Analyse der erreichten Raten abhängig von dem Geschlecht, dem Alter sowie der Erkrankungsschwere (definiert über das prozentuale Verhältnis des gemessenen, forciert expirierten Lungenvolumens FEV1 zu dessen Sollwert), unter Kontrolle der Kovariaten Teilnahmedauer und haus- vs. fachärztliche Betreuung. Die univariate Auswertung wurde ergänzt durch jeweils ein multivariates logistisches Regressionsmodell pro Qualitätsindikator, um das Ausmaß der Bedeutsamkeit der einzelnen Gruppierungsfaktoren miteinander vergleichen zu können. Dargestellt werden die Prozentwerte (univariate Analysen) sowie die Odds Ratios inklusive der 95%-Vertrauensintervalle (Regressionsmodelle) für die untersuchten Faktoren.

Ergebnisse: Bis Ende 2012 waren in der Region Nordrhein insgesamt 97.431 Patienten mit einer wiederholten Dokumentation (Folgedokumentation) in das DMP eingeschrieben. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag bei 66,8 ± 12,1 Jahren, wobei 43,3% bis zu 65 Jahre, 30,5% 66 bis 75 Jahre und 26,1% 76 Jahre oder älter waren. 50,9% der Patienten waren männlich. Während bei 30,8% der Teilnehmer das FEV1/Sollwert-Verhältnis noch bei 70% oder höher lag, wiesen 23,9% ein Verhältnis zwischen 50 und < 70%, 14,5% der Teilnehmer eines zwischen 35 und < 50% sowie 8,6% ein Verhältnis von < 35% auf. Bei 22,3% der Teilnehmer fehlte 2012 eine Angabe zur Erkrankungsschwere. Die für die Qualitätsindikatoren nachgewiesenen Raten unterschieden sich je nach Indikator deutlich zwischen den Teilnehmergruppen. So fand sich die maximale Abhängigkeit vom Geschlecht der Patienten für das Vermeiden von Exazerbationen (OR männl. 1,19; CI 1,10 – 1,29), diejenige vom Alter für den Nichtraucheranteil (OR >= 76 vs. <= 65 Jahre 7,07; CI 6,73 – 7,43) und das Vermeiden stationärer Behandlungen (OR 0,72; CI 0,62 – 0,83) sowie diejenige von der Erkrankungsschwere ebenfalls für das Vermeiden stationärer Behandlungen (OR < 35 vs. >= 70% FEV1/Sollwert 0,13; CI 0,11 – 0,15) und das Vermeiden von Exazerbationen (OR 0,25; CI 0,22 – 0,28).

Diskussion/Schlussfolgerung: Das Erreichen der vertraglich definierten Qualitätsindikatoren im DMP COPD ist in einem beträchtlichen Aumaß abhängig von dem Geschlecht, dem Alter und der Erkrankungsschwere der Patienten. Als Konsequenz hieraus ist auch für dieses DMP die Festlegung gruppenspezifischer Raten für die einzelnen Indikatoren zu fordern. Die Ergebnisse aus Nordrhein liefern für deren Höhe eine Gestaltungsgrundlage. Zukünftige Vergleiche innerhalb der Region (Feedback-Berichte) sowie zwischen den Versorgungsregionen Deutschlands (Qualitätssicherungsberichte) sollten entsprechend gruppenspezifisch, und nicht mehr ausschließlich undifferenziert erfolgen.