Gesundheitswesen 2014; 76 - A75
DOI: 10.1055/s-0034-1386925

Partizipation in der Betrieblichen Gesundheitsförderung als Einstiegshilfe für Unternehmen und deren Stakeholder

K Hofer 1, FM Amort 1
  • 1FH JOANNEUM GesmbH

Hintergrund: Unternehmen investieren immer mehr in die „Ressource“ MitarbeiterInnen und setzen gesundheitsfördernde Maßnahmen. Mit der Vision einer gesunden Organisation entwickelt sich die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) zu einem zentralen Tool des Managements.[1] Der Kernkompetenzbereich Public Health und Gesundheitsmanagement am Institut Gesundheits- und Tourismusmanagement der FH JOANNEUM realisiert Projekte, die Betrieben und deren Stakeholdern (z.B. Gewerkschaften) den Einstieg in die BGF erleichtern sollen.

Methode: Reflexionen zu Praxisprojekten in denen Einstiegshilfen, bestehend aus vier zentralen Bausteinen, entwickelt wurden: 1) Beratung des Managements, 2) Workshop(s) für MitarbeiterInnen, 3) Gesundheitsbefragung und 4) Analysebericht mit Empfehlungen. Die Kombination der Bausteine und der Grad der Partizipation dabei ist jeweils vom lokalen Kontext der Organisation abhängig. Die konkrete Umsetzung ist theoriegeleitet [2,3]. Methodisch wird ein „mixed methods“-Ansatz gewählt, wobei der Schwerpunkt auf qualitativen Methoden liegt. Die Partizipation bezieht sich im Idealfall neben der Projektsteuerung, auch auf die Planung, Durchführung und Interpretation der Forschung und Anwendung.

Ergebnisse: Vier Unternehmen/Stakeholder (öffentlicher Dienst, Produktion, Baugewerbe, Tourismus, Gewerkschaft in einem Dienstleistungsunternehmen) setzten sich erstmalig mit BGF in einem halbjährigen Einstiegsprozess auseinander. Beratungsgespräche mit Führungskräften zeigten unterschiedliche Interessen und Erwartungen an BGF. Ein Unternehmen entschied sich gegen eine Projektteilnahme, drei Unternehmen/Stakeholder beteiligten sich im Sinne des mehrstufigen Modells. In einigen Unternehmen wurde BGF von Beginn an seitens des Managements im Sinne der Verhältnisorientierung „als sinnvolle Ergänzung zu Qualitätsmanagement sowie Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagement“ gesehen und das vorgeschlagene vierstufige Modell in einem partizipativen Prozess an Bedarf und Bedürfnisse im Unternehmen angepasst und adaptiert. Nennungen zu Belastungen (Zeitdruck, wenig Wertschätzung und Vertrauen, fehlende Qualifikationen, intransparente Kommunikation) und Ressourcen (Unterstützung durch KollegInnen, flexible Pausengestaltung, Begeisterung im Team) für Gesundheit im Arbeitssetting sind trotz des Branchenmix homogen. Partizipative Arbeitsmethoden erleichterten die konkrete Annäherung an verhältnisorientierte Maßnahmen (Arbeitszeitmodelle, Betriebsurlaub im Sommer, Kommunikation, ...). Als zentrales Erfolgskriterium für diese Einstiegshilfe konnte die Partizipation des Managements (Leadership) und Flexibilität von Vorgehensweisen festgestellt werden.

Schlussfolgerung/Diskussion: Die vierstufige partizipative Vorgehensweise sowie die wissenschaftliche Beratung und Begleitung erleichtern aus Sicht der KMU's den Einstieg in BGF und stärken den Blick Richtung Verhältnisorientierung. Es wurde hervorgehoben, dass diese Aspekte dem Management „Sicherheit“ geben und seitens der MitarbeiterInnen als Wertschätzung wahrgenommen werden. In weiteren Fallstudien (in anderen Bundesländern/anderen Branchen) soll die Einstiegsmethode in die BGF weiterentwickelt und ein Leitfaden für die einleitende Managementberatung erstellt werden.