Gesundheitswesen 2014; 76 - A83
DOI: 10.1055/s-0034-1386933

Lokale moderierte Unternehmensnetzwerke zur betrieblichen Gesundheitsförderung – Funktionieren sie auch nach Auslaufen der staatlichen Förderung?

J Kiesel 1, E Müller 1, W Fischmann 1, H Drexler 2
  • 1Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
  • 2Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial und Umweltmedizin, Erlangen

Einleitung/Hintergrund: Im Raum Erlangen wurde im Jahr 2005 und im Jahr 2009 jeweils ein lokales moderiertes Unternehmensnetzwerk zur betrieblichen Gesundheitsförderung gegründet, eines in der Stadt Erlangen und eines im Landkreis Erlangen-Höchstadt. „Lokal“ bedeutet hier, dass die Unternehmen aus einem regional eng begrenzten Gebiet kommen, und „moderiert“, dass das Netzwerk durch eine Krankenkasse und einen Vertreter des Gesundheitsamtes Erlangen-Höchstadt organisatorisch und inhaltlich geführt werden. Das bay. Staatministerium förderte die wissenschaftliche Begleitung und die Organisation der Netzwerke die ersten 4 bzw. 2 Jahre nach Gründung. Ziel der Untersuchung war es, über Experteninterviews und qualitativer Inhaltsanalyse zu ermitteln, ob sich in diesen Netzwerken 10 bzw. 7 Jahre nach deren Gründung eine dauerhafte und stabile Kultur der Zusammenarbeit entwickelt hat (insbesondere nach Auslaufen der staatlichen Förderung im Jahr 2009 bzw 2011), und welchen Benefit die teilnehmenden Unternehmen selbst in dieser Zusammenarbeit sehen.

Daten und Methodik: Im Zeitraum August 2013 bis Januar 2014 wurden mit n = 27 Unternehmensleitungen und n = 25 im Unternehmen für die BGF beauftragten Mitarbeitern ein standardisiertes Expertenin-terview geführt. 12 Unternehmen sind Gründungsmitglieder dieser Netzwerke, 14 kamen später hinzu.

Ergebnisse: Als Nutzen wird vor allem der Informationsaustausch zwischen den Unternehmen gesehen, die oftmals die gleichen oder sehr ähnliche Probleme zu bewältigen haben. Informationen durch externe Vorträge werden ebenfalls als sehr hilfreich angesehen. Durch die gemeinsame Einwerbung von Vortragenden lässt sich ein Synergieeffekt realisieren.

Die Funktionalität und gegenwärtige Arbeit des Netzwerks wird als gut eingestuft, wobei deutlich wird, dass die Öffentlichkeitsarbeit für die meisten Unternehmen die höchste Priorität hat: Gemeinsame öffentliche Veranstaltungen, wie z.B. Sportveranstaltungen ohne Leistungsaspekt („Firmathlon“, „ERH-Vital-Lauf“), und die öffentliche Vergabe eines Labels für Engagement in BGF werden als sehr gut beurteilt. Die Unternehmen sehen darin auch positive Effekte auf ihr Image als Arbeitsgeber („employer branding“).

Diskussion und Schlussfolgerung: Es ist mit diesen lokalen moderierten Unternehmensnetzwerken in der Stadt Erlangen und im Landkreis Erlangen-Höchstadt gelungen, eine dauerhafte, d.h. nachhaltige Zusammenarbeit von kleineren, mittleren und großen Unternehmen zum Thema BGF zu realisieren. Besonders hervorzuheben ist, dass dies auch nach Auslaufen der externen Förderung der Fall ist. Eine Ausweitung dieser Form der Zusammenarbeit von Unternehmen bietet sich deshalb an.