Gesundheitswesen 2014; 76 - A114
DOI: 10.1055/s-0034-1386964

Nachhaltiges Gesundheitsverhalten durch Health Literacy? Erste Ergebnisse aus MACY – eine Mehrgenerationen-Intervention

K Metzner 1, A Beyen 2, AY Bütterich 1, J Klein 2, M Kollmann 2, M Klein 2, H Hassel 1
  • 1Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg, Coburg
  • 2Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Köln

Einleitung: Die Zahl der über 65-Jährigen wird in der europäischen Bevölkerung im Jahr 2060 von 17,4% (Stand 2010) auf 30,0% ansteigen [1]. Die Studie „MACY – Miteinander gesund bleiben – Health Literacy für Mehrgenerationen“ wird von der Hochschule Coburg und der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen zur Förderung von Health Literacy mit Senioren ab 60 Jahren und Jugendlichen zwischen 11 und 14 Jahren durchgeführt. Health Literacy beschreibt die individuelle Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu erlangen (Level 1), zu verstehen (Level 2), zu bewerten (Level 3) und eine Entscheidung bzgl. des eigenen Gesundheitsverhaltens zu treffen (Level 4)[2]. Zu Beginn der Studie zeigten die befragten Senioren ein umfassendes Wissen zur gesunden Lebensführung (Level 1 – 3), allerdings konnte dieses Wissen im Alltag nicht immer umgesetzt werden. Die Jugendlichen konnten Informationen über Gesundheit verstehen (Level 1 – 2), waren sich aber in der Bewertung der Informationen unsicher. An diesen Punkten setzt die Intervention mit der Frage an, ob durch gezielte Reflektion von Gesundheitsthemen eine Verhaltensmodifikation gelingen kann.

Methodik: In 11 Mehrgenerationengruppen nahmen von Januar bis Juli 2013 87 Senioren und 92 Jugendlichen an der Intervention (22 Treffen, je 90 Minuten) teil. Geschulte Gruppenleiter gestalteten die Mehrgenerationentreffen u.a. zu den Themen Ernährung, soziale Teilhabe aber auch Körperzufriedenheit. Die Fragenbogenerhebung der Teilnehmer fand zu den Zeitpunkten t0, t1 und t2 statt, die vorliegenden Ergebnisse beziehen sich auf den Prä-Post-Vergleich. Die Daten wurden in SPSS mit dem t-Test und Wilcoxon-Test ausgewertet.

Ergebnisse:Die Senioren und Jugendlichen zeigten nach der Intervention ein gesünderes Ernährungsverhalten. Beide Zielgruppen erhöhten ihren täglichen Obstverzehr von 1 auf 2 Portionen. Der Gemüseverzehr blieb unverändert. Die Senioren verringerten den Süßigkeitenkonsum von 3 auf weniger als 3 Portionen pro Woche und die Jugendlichen von 2 auf 1 Portion pro Tag. Außerdem konnten die Senioren ihre tägliche Trinkmenge von 6 auf 8 Gläser erhöhen. 80% der Senioren gaben an, durch die Teilnahme an den Treffen aktiv am Leben teilgenommen zu haben und 20% engagierten sich vermehrt in der Gemeinde. Die Jugendlichen entwickelten darüber hinaus ein besseres Körperbewusstsein und zeigten weniger Schlankheitsstreben. Die intergenerative Zusammenarbeit bewerteten sowohl die Senioren (86%) als auch die Jugendlichen (87%) als positiv. Die Mehrgenerationentreffen werden von den Gruppen in eigener Regie fortgesetzt.

Diskussion/Schlussfolgerung: Obwohl das Thema „Soziale Teilhabe“ in nur einem Treffen bearbeitet wurde, konnte ein Anstieg des sozialen Engagements in der Gemeinde von 20% ermittelt werden. Der Gemüseverzehr wurde im Vergleich zum Obst kaum thematisiert. Das Konzept wird entsprechend dieser Erkenntnisse überarbeitet. Die Intervention wurde gut angenommen, was auf die partizipative Projektentwicklung und den Mehrgenerationenansatz zurückgeführt werden kann. Macy hat sich als wirksame Intervention zur Förderung eines gesunden Lebensstils in den Bereichen Ernährung und Körperzufriedenheit erwiesen. Die Senioren wurden befähigt ihr Gesundheitswissen aktiv im Alltag anzuwenden (Level 4). Die Jugendlichen lernten Gesundheitsinformationen sicherer zu bewerten (Level 3) und erlangten eine bessere Körperakzeptanz. Die Nachhaltigkeit des Projekts wird durch den Transfer in weitere Einrichtungen und das Fortbestehen der Mehrgenerationengruppen gesichert.