Gesundheitswesen 2014; 76 - A139
DOI: 10.1055/s-0034-1386989

Chancen und Risiken der Teleheimarbeit in der Teleradiologie am Beispiel des Teilprojekts Work-Life-Balance und gendersensible Prozessorganisation

C Pieper 1, S Schröer 2, J Haupt 1, B Becker 3, T Eifert 1, B Pfleiderer 4, KH Jöckel 1
  • 1Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) am Universitätsklinikum Essen, Essen
  • 2Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) am Universitätsklinikum Essen, Essen
  • 3MedEcon Ruhr GmbH, Bochum
  • 4Universitätsklinikum Münster, Institut für Klinische Radiologie, Münster

Hintergrund: Die Forschung zur Tele(heim)arbeit ist hinsichtlich der Chancen und Risiken (für den Arbeitnehmer) seit dem Aufkommen dieser Arbeitsform weitgehend unverändert: Stärken bestehen in der Flexibilisierung von Zeit und Ort, gesteigerter Produktivität, verbesserter Work-Life-Balance und damit verbesserter Arbeitszufriedenheit. Die Risiken bestehen in der Isolierung von Kollegen und vom Unternehmen, dadurch schlechtere Karrierechancen und eine schlechtere Work-Life-Balance durch Vermischung von Arbeits- und sonstiger Lebenszeit [1]. Durch moderne IT haben sich jedoch weitere Branchen für die Tele(heim)arbeit geöffnet. Jedoch betonen Autoren, dass gerade bei der Tele(heim)arbeit Chancen und Risiken der dicht beieinander liegen und hier weiterer Forschungsbedarf besteht [2,3]. Das Projekt „Work-Life-Balance und gendersensible Prozessorganisation“, ein Teilprojekt im Rahmen der „TeBiKom.Ruhr: Entwicklungsplattform der telemedizinischen Bilddatenkommunikation in der Gesundheitsmetropole Ruhr“ [4] untersucht Teleheimarbeit am Beispiel der Teleradiologie. Mit dem 2012 gestarteten Verbundprojekt für telemedizinische Bilddatenkommunikation sollen Verbesserungen in der regionalen Gesundheitsversorgung und Gesundheitsforschung erzielt werden. Das Teilprojekt untersucht Risiken und Chancen der Teleradiologie in Bezug auf die Arbeitsqualität und -belastung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Work-Life-Balance und geschlechtsspezifische Entwicklungschancen.

Methode: Auf Basis von Workshops, Leitfadeninterviews und den Befragungsergebnissen soll ein gendersensibles und Work-Life-Balance orientiertes Konzept zur Arbeitsgestaltung radiologischer Teleheimarbeit ausgearbeitet werden. Aus den Leitfadeninterviews wurde bereits ein erster Fragebogen als Onlinefragebogen für einen Pretest konzipiert. Durch Vermittlung der Teleradiologieverbund-Plattform werden Befundarbeitsplätze außerhalb der Klinik eingerichtet. In insgesamt drei Erhebungswellen werden die Einstellung zur Teleheimarbeit in der Radiologie und die Bewertung der Chancen und Risiken erhoben. Dabei werden folgende Variablen untersucht:

  • Interesse an der Teleradiologie

  • Chancen der Teleheimarbeit

  • Risiken der Teleheimarbeit

  • Auswirkung auf die Arbeitsabläufe

  • Kann die Teleheimarbeit die Arbeit vor Ort ersetzen

  • Kann die Teleheimarbeit die Qualität in der Versorgung verbessern

Es werden die Arbeitsbedingungen vor der Einführung, einen und drei Monate nach der Einführung der Teleheimarbeit hinsichtlich Wirkung und Veränderung untersucht: In der ersten Befragungswelle werden derzeit alle Radiologinnen und Radiologen in den beteiligten Kliniken befragt. Zu diesem Zeitpunkt ist in keiner Klinik Teleheimarbeit eingeführt. Für die zweite Befragungswelle wurden zwei Fragebögen erarbeitet: Ein Fragebogen für die Mitarbeiter, die keinen Teleheimarbeitsplatz haben und ein Fragebogen für die Mitarbeiter, für die ein Teleheimarbeitsplatz eingerichtet wurde. Bei der dritten Befragungswelle werden wieder alle Radiologinnen und Radiologen in den beteiligten Einrichtungen befragt.

Ergebnisse: Aus Zeitgründen werden hier voraussichtlich die Ergebnisse der ersten und zweiten Befragungswelle präsentiert.

Diskussion: Neben der Auswertung der Daten hinsichtlich der interessierenden Fragestellungen werden die Ergebnisse mit dem Stand der Forschung zur Teleheimarbeit aus der aktuellen Literatur vergleichend diskutiert. Die Teilnehmer des Pretests gaben bspw. überwiegend an, in der Teleradiologie eine Chance zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu sehen (alle Frauen, 75% der Männer). Ein Bewusstsein für ein mögliches Risiko hinsichtlich negativer Auswirkungen auf Karrierechancen oder einer sozialen Isolierung (67% bzw. 58% insgesamt) besteht jedoch ebenfalls.