Gesundheitswesen 2014; 76 - A164
DOI: 10.1055/s-0034-1387014

Das 10-Jahres-Risiko für kardiovaskulärer Erkrankungen in einer Betriebskohorte: Ergebnisse aus der Boehringer Ingelheim Mitarbeiter Studie

M Schneider 1, 2, K Kempf 3, S Martin 3
  • 1Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Ingelheim am Rhein
  • 2Mannheimer Institut für Public Health, Mannheim
  • 3Westdeutsches Diabetes- und Gesundheitszentrum, Düsseldorf

Fragestellung: Bislang existieren in der Literatur nur wenige Untersuchungen zum Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) der arbeitenden Bevölkerung in Deutschland. Aus diesem Grund wurde das 10-Jahres-CVD-Risiko anhand verfügbarer Daten aus der Boehringer Ingelheim (BI) Mitarbeiter Kohorte geschätzt und das Potential einer hypothetischen Intervention auf die Risikoreduktion analysiert.

Methodik: Mitarbeiter von BI Pharma GmbH & Co. KG (≥40 Jahre, beschäftigt seit > 2 Jahren; n = 4751) nahmen in den letzten Jahren am freiwilligen Präventions- und Gesundheitsvorsorgeprogram 'FIT IM LEBEN – FIT IM JOB' teil. Das Program bietet intensive, kostenlose Vorsorgeuntersuchungen in 3 – 5-jährigem Abstand an, sowie Unterstützung bei der Lebensstiländerung. Das CVD-Risiko wurde mit Hilfe der Framingham (FRS)-, PROCAM (PRS)- und Reynolds-Risiko-Scores (RRS) geschätzt. Die Daten wurden mittels Fisher's-Exact-Test und T-Test verglichen und ROC-Analysen im Bezug auf das Ausgangsrisiko für CVD durchgeführt.

Ergebnisse: 35% (FRS), 9,4% (PRS), bzw. 6,4% (RRS) der Männer wiesen ein erhöhtes (> 10%) CVD-Risiko auf; bei Frauen waren es 10,0%, 4,4% bzw. 1,0%. Bei 7% der Männer bzw. 6% der Frauen war bereits eine CVD diagnostiziert worden. Am besten wurde eine prävalente CVD mit dem FRS und dem RRS für Männer vorhergesagt (0,62 [0,57 – 0,67]). Unter der Annahme, dass eine Lebensstilintervention zu einer 10%igen Verbesserung von systolischem Blutdruck, HbA1c, C-reaktivem Protein, Triglyzeriden, Gesamt- und HDL-Cholesterin führte, würde sich der Anteil der erwarteten CVD-Fälle in den kommenden 10 Jahren bei Männern um 38% (36 – 42%) und bei Frauen um 38% (30 – 46%) reduzieren. Würden die Teilnehmer noch zusätzlich aufhören zu Rauchen, so würden 43% (40 – 46%) bzw. 40% (30 – 50%) weniger CVD-Fälle erwartet.

Schlussfolgerungen: Auf Basis der Datenanalyse der BI Mitarbeiterstudie ist zu vermuten, dass ein substanzielles CVD-Risiko in der arbeitenden Bevölkerung besteht, das durch Lebensstil-bezogene, betriebliche Gesundheitsfürsorge gemindert werden könnte.