Gesundheitswesen 2014; 76 - A172
DOI: 10.1055/s-0034-1387022

Status Quo der Betrieblichen Gesundheitsförderung in Unternehmen der Gesundheitswirtschaft und des Gesundheitswesens: Ergebnisse einer regionalen Telefonbefragung

E Schäfer 1, H Drexler 2, J Kiesel 3
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Nürnberg
  • 2Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial und Umweltmedizin, Erlangen
  • 3Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen

Einleitung: Das Setting Betrieb birgt wertvolle Potenziale zur Erreichbarkeit großer Bevölkerungsteile verschiedener sozioökonomischer Schichten. Starke größenspezifische Unterschiede dominieren jedoch weiterhin die Verbreitung von Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) [1]. Ziel dieser Studie war daher, neben der Erhebung des Status Quo bezüglich BGF auch größenspezifische Erkenntnisse zu Barrieren aus Sicht der Geschäftsleitung und deren Einstellungen und Bedürfnissen bezüglich BGF zu gewinnen.

Methodik: Mittels eines standardisierten Fragebogens wurde die Geschäftsleitung von 80 Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft und dem Gesundheitswesen telefonisch befragt. Zur Feststellung größenspezifischer Unterschiede erfolgte eine Einteilung der Unternehmen in vier Größenkategorien in Anlehnung an die Definition des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn sowie an den Präventionsbericht des medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen und des GKV Spitzenverbands [2],[3]. Die deskriptive Auswertung erfolgte mit SPSS 20.

Ergebnisse: Hinsichtlich der Etablierung von BGF gaben 68,8% an, bereits Maßnahmen durchzuführen, wobei die relative Häufigkeit mit steigender Unternehmensgröße ebenfalls ansteigt. Die Befragung bezüglich der Bedürfnisse kam zu folgendem Ergebnis: 70,4% der Interviewten würde die Zusammenarbeit in einem Unternehmensnetzwerk zur BGF begrüßen. Der gegenseitige Austausch ist ihnen hierbei am wichtigsten. Auch bei dieser Frage findet sich die größte Zustimmung in der Kategorie der Großunternehmen. Unterstützung durch eine externe Institution wünschen sich 71,6%. Dies verteilt sich wie folgt: Krankenkasse und Berufsgenossenschaft wurde mit jeweils 56,3% am häufigsten gewählt, gefolgt von universitären Instituten mit 50,0%, privaten Anbietern mit 45,8%, IHK oder anderen berufsständischen Körperschaften mit 37,5%, Rentenversicherung mit 35,5% und „Anderen“ mit 6,3%. Zudem wurde die Frage gestellt, zu welchen Zielen BGF nach Meinung des Interviewten einen wesentlichen Beitrag leisten könnte. Während sowohl bei Unternehmen mit, als auch bei Unternehmen ohne BGF die Annahme, dass BGF positiv zur Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter beitragen kann auf Platz eins liegt, fällt an anderer Stelle eine Diskrepanz auf: Unternehmen mit BGF sind deutlich häufiger der Meinung, dass sich BGF positiv auf das Ziel, ein attraktiver Arbeitgeber im Wettbewerb um neue Fachkräfte zu sein auswirkt (85,2%). Dieser Ansicht sind im Gegensatz dazu 44,0% der Betriebe ohne BGF. 44,0% der Unternehmen ohne BGF gaben als Grund hierfür an, darüber bisher noch nicht nachgedacht zu haben. Überdies möchten 52,0% der Betriebe ohne BGF auch in Zukunft nicht aktiv werden. Die beiden Hinderungsgründe, dass man keine Notwendigkeit hierfür sieht und dass die Gesunderhaltung in den Privatbereich gehört werden hier am häufigsten genannt, mit jeweils 30,8%.

Diskussion und Schlussfolgerung: Es handelt sich um eine regionale Befragung einer Branche, weshalb nur eingeschränkt Rückschlüsse auf andere Branchen gezogen werden können. Auch die Anzahl der befragten Unternehmen lässt lediglich vorsichtige Interpretationen zu. Allerdings können dennoch wertvolle Schlussfolgerungen gezogen werden. Ein hoher Anteil der Unternehmen ohne BGF hat dies nicht bewusst entschieden, sondern darüber noch nicht nachgedacht. Dies birgt Potenziale, da die Unternehmen möglicherweise durch gezielte Hilfestellung an BGF herangeführt werden könnten. Eine Netzwerkzusammenarbeit zur BGF wird besonders von Großunternehmen begrüßt, kann allerdings insbesondere in Klein- und Kleinstunternehmen wertvolle Beiträge leisten [4]. Eine gezieltere Verbreitung von Best-Practice-Modellen und die Ausrichtung von Angeboten auf kleine und mittelständische Unternehmen wären hier notwendig.