Gesundheitswesen 2014; 76 - A177
DOI: 10.1055/s-0034-1387027

Telefonische Nachsorge in der medizinischen Rehabilitation – Eine Literaturübersicht

D Sewöster 1, HG Haaf 1, S Märtin 1
  • 1Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin

Einleitung: Die kurzfristigen Erfolge der medizinischen Rehabilitation sind gut belegt [1 – 3]. Demgegenüber bestehen bezogen auf die Nachhaltigkeit der Reha-Erfolge weiterhin Verbesserungspotenziale [3]. Die Deutsche Rentenversicherung hat ihre Nachsorgeaktivitäten in den letzten Jahren deutlich verstärkt. Die telefonische Nachsorge ist ein vergleichsweise einfacher und kostengünstiger Ansatz, der auf die Verstetigung der Rehabilitationseffekte zielt. Über Telefonate kann der Kontakt zwischen Reha-Einrichtung und Rehabilitand aufrechterhalten werden. Es können u.a. der aktuelle Status der Rehabilitanden erfasst, die Motivation gestärkt und Empfehlungen für weitere Aktivitäten gegeben werden. Damit können nicht zuletzt Versicherte erreicht werden, die nicht an einer Nachsorge in einer Reha-Einrichtung teilnehmen können, weil beispielsweise die Anreise zu weit wäre. Positive Erfahrungen mit Telefonnachsorgeprogrammen für die Kardiologie liegen schon seit längerem beispielsweise aus den USA vor [4].

Methodik: In die Übersichtsarbeit wurden deutsche Studien zur Wirksamkeit der telefonischen Nachsorge nach medizinischer Rehabilitation eingeschlossen. In den Forschungsprojekten wurde eine Interventionsgruppe mit telefonischer Nachsorge in einem randomisierten Design mit einer Kontrollgruppe ohne telefonische Nachsorge verglichen. Forschungsprojekte mit mehreren Interventionsgruppen (z.B. telefonische Nachsorge und E-Mail-Nachsorge) wurden nicht ausgeschlossen. Zunächst erfolgte eine Handsuche in den Tagungsbänden des Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquiums und in reha-relevanten deutschen Zeitschriften. In Medline wurde mit den Stichworten „rehabilitation“, „telefone aftercare“, „telefone counselling“ sowie „telefone follow-up“ gesucht. Die Literaturverzeichnisse der gefundenen Artikel wurden zum Auffinden weiterer Studien genutzt.

Ergebnisse: Die Literaturrecherche erbrachte 17 RCT, die die Einschlusskriterien erfüllten. Am häufigsten wurde die telefonische Nachsorge nach kardiologischer Rehabilitation untersucht (6 Studien). Weitere Indikationsbereiche waren Orthopädie (3), Adipositas (2), Psychosomatik (2), Onkologie (2) sowie Alkoholabhängigkeit, Diabetes mellitus und Mutter-Kind-Rehabilitation. In einem Projekt wurden zwei Indikationen untersucht. Die telefonischen Nachsorgekonzepte unterschieden sich in wesentlichen Aspekten (3 – 18 Monate Nachsorgezeitraum, 2 – 12 Telefonkontakte, verschiedene Professionen der Anrufer). Da nicht nur unterschiedlich häufig, sondern auch unterschiedlich lange mit den Rehabilitanden telefoniert wurde, differiert die Intensität der Kontakte zwischen den Studien erheblich. In den betrachteten RCT wurden verschiedene Outcome-Kriterien untersucht: Lebensqualität, Depressivität, berufliche Situation, Schmerzen, Rauchen, Abstinenz, koronares Risiko und körperliche Aktivität. Die Wirksamkeit für die verschiedenen Outcomes war unterschiedlich. In der Tendenz zeigten sich kleine bis mittlere Effekte. Eine eindeutige Überlegenheit der telefonischen Nachsorge ergab sich für die körperliche Aktivität. In acht von neun Studien, die diese Zielgröße untersuchten, berichteten die Rehabilitanden nach der telefonischen Nachsorge über eine höhere körperliche Aktivität im Nachsorgezeitraum als die Kontrollgruppe.

Diskussion: Die in der systematischen Literaturrecherche gefundenen 17 RCT sprechen insgesamt dafür, dass durch telefonische Nachsorge die Nachhaltigkeit der Rehabilitation vor allem bezogen auf die körperliche Aktivität der Rehabilitanden verbessert werden kann. Die Vergleichbarkeit der Konzepte ist aufgrund einer breiten Variation wichtiger Charakteristika nicht einfach möglich. Insbesondere lässt sich auch kein Zusammenhang zwischen Betreuungsintensität und Wirksamkeit aufzeigen. Das Konzept mit der höchsten Betreuungsintensität (SeKoNa) zeigte allerdings die stärksten Effekte [5]. Die Autoren berichten u.a. über eine niedrigere Sterblichkeit nach 18 Monaten für die kardiologischen Rehabilitanden der telefonischen Nachsorgegruppe. Für einen möglichen Routineeinsatz der telefonischen Nachsorge müssten u.a. die Rahmenbedingungen geklärt werden. Dabei geht es nicht zuletzt um Fragen der Intensität der Nachbetreuung, der Vergütung, der Qualitätssicherung und der Vernetzung mit anderen Nachsorge-Angeboten.