Gesundheitswesen 2014; 76 - A181
DOI: 10.1055/s-0034-1387031

Politische Ökonomie und juvenile Adipositas – Welchen Einfluss hat die Lebensmittel-und Getränkeindustrie auf das Verhalten von Kindern?

D Sonntag 1, B Schmidt 1, S Schneider 1
  • 1Mannheimer Institut für Public Health, Sozialmedizin und Prävention (MIPH), Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Mannheim

Problem: In wenigen, meist angelsächsischen Studien [1, Julier 2008) wurden polit-ökonomische Analysen bisher genutzt, um die Dynamik der Adipositasepidemie zu verstehen und somit potentiell ursächliche Faktoren, z.B. ein gestiegener Konsum energiereicher Nahrungsmittel, die aufgrund politisch gewünschter Subventionen in der Agrarwirtschaft vermehrt angeboten werden, neu zu durchdenken. Eine einfache Übertragung polit-ökonomischer Studien aus anderen Ländern auf deutsche Verhältnisse würde, bedingt durch unterschiedliche (gesundheits)-politische Systeme und deren Finanzierung, verschiedene Dynamiken der Adipositas-Epidemien etc., mit großer Sicherheit zu fehlerhaften Schlussfolgerungen führen.

Fragestellung: In welcher Weise greifen ökonomische Interessen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie in vulnerable und potentiell prägende Entwicklungsphasen kindlicher Gewohnheitsbildung ein und beeinflussen somit das Ess- und Trinkverhalten von Kindern?

Daten/Methodik: Wir führten eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Pubmed, Web of Science, Cochrane Library, PsychINFO, WISO und MEDPILOT durch, um den Einfluss der Lebensmittel-und Getränkeindustrie auf die juvenile Gewohnheitsbildung zu identifizieren.

Ergebnisse: Wir erwarten die Identifikation einer Vielzahl von Einflusskanälen z.B. Schulkantinen, TV, Internet, Food-Kampagnen etc., die erste Hinweise liefern, warum ein Großteil bestehender Interventionsmaßnahmen zur Adipositasprävention bisher weder wirksam noch kosteneffektiv war.

Diskussion/Fazit: Aufgrund der Ergebnisse unserer systematischen Literaturrecherche können erste Hypothesen generiert werden, inwieweit die Entscheidungen einzelner Akteure die Wirksamkeit und Kosteneffektivität von Interventionsmaßnahmen in der Vergangenheit beeinflusst haben. Um zukünftig eine nachhaltige Präventionsstrategie bei juveniler Adipositas implementieren zu können, müssen polit-ökonomische Entscheidungsprozesse und deren Auswirkungen auf Operationalisierbarkeit, Wirksamkeit und Kosteneffektivität ex-ante berücksichtigt werden.