Gesundheitswesen 2014; 76 - A188
DOI: 10.1055/s-0034-1387038

Mehrkomponenten-Intervention im Rahmen eines betrieblichen Präventionsprogramms: geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Veränderung der Ernährungsgewohnheit

M Steudtner 1, S Zore 1, T Kraus 2, S Mache 3, G Preuss 3, E Ochsmann 1, 2
  • 1Westsächsische Hochschule Zwickau, Zwickau
  • 2Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin, Universitätsklinikum Aachen, Aachen
  • 3Institut für Arbeitsmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin

Einleitung/Hintergrund: Betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention sollen nicht nur Krankheiten vermeiden und die Gesundheit der Mitarbeiter verbessern, sondern zielen ebenso auf die Reduktion von Kosten durch Fehlzeiten der Mitarbeiter ab [1]. Ernährungsberatung am Arbeitsplatz kann neben Interventionen zur körperlichen Aktivität einen Beitrag zur Verhinderung von lebensstilbezogene Erkrankungen (z.B. Adipositas, Dickdarmkrebs) leisten, dabei kommt u.a. dem Obst- und Gemüsekonsum eine bedeutende Rolle zu [2,3]. In der vorliegenden Untersuchung wurde die Änderung der Ernährungsgewohnheit erhoben, die nach einem Jahr Laufzeit eines Präventionsprogramms (PP) (bestehend aus einem regelmäßigen Gesundheitstraining zur körperlicher Aktivität und Ernährung mit einem Gesundheitstrainer) erzielt werden konnte.

Daten/Methodik: Das PP wurde in einer Pilotstudie an zwei Logistik-Unternehmensstandorten durchgeführt. Zwei weitere, ausgewählte Standorte dienten als Kontrollgruppe. Insgesamt nahmen 202 Mitarbeiter der Pilotgruppe und 140 Mitarbeiter der Kontrollgruppe an beiden Befragungen teil. Die Evaluation des PP erfolgte durch eine Ist-Befragung zum Zeitpunkt t0 (Rücklaufquote: 54%; n = 444) und einer Nachbefragung (t1 nach zwölf Monaten; Rücklaufquote: 59%; n = 464). Die Fragen zu Ernährungsgewohnheiten, insbesondere die Häufigkeit des Konsums an Obst und Gemüse wurden aus dem FEG (Fragebogen zur Erfassung des Gesundheitsverhaltens) entnommen [4]. Die Veränderungen in den Ernährungsgewohnheiten wurden im Gesamtkollektiv und nach verschiedenen Stratifikationen deskriptiv ausgewertet. Die statistische Signifikanz wurde mittels nichtparametrischer Tests berechnet. P< 0,05 wurde als Signifikanzniveau gewählt.

Ergebnisse: Im Mittel konsumierten weibliche Teilnehmer sowohl vor und nach der Intervention mehr Obst und Gemüse als männliche Teilnehmer. Der tägliche und mehrmals tägliche Konsum an Obst bzw. Gemüse stieg in der Pilotgruppe insgesamt von 42,1% auf 50,6% für Obst (p = 0,05) und von 34,1% auf 45,0% für Gemüse (p = 0,02) an. Weiterhin wurde in der Altersgruppe der 41 bis 50-Jährigen nach der Intervention (t1) mehr Obst gegessen als zum Zeitpunkt t0 (p = 0,036). Der Gemüse-Konsum stieg in der Gruppe der männlichen Teilnehmer (p = 0,033) und der Teilnehmer der Altersgruppe 41 bis 50 Jahre signifikant an (p = 0,003). Eine weitere positive Steigerung lag bei den männlichen Teilnehmern bei der Frage nach der Veränderung zum „gesünder essen“ vor (p = 0,044). In der Kontrollgruppe stieg der Konsum von Obst von 49,0% auf 51,1% und von Gemüse von 36,2% auf 37,2% an (beides nicht signifikant). Geschlechts- und Altersunterschiede fanden sich nicht. Die Unterschiede zwischen der Pilotgruppe und der Kontrollgruppe waren zu keinem Zeitpunkt signifikant.

Diskussion/Schlussfolgerung: Wie schon in anderen Studien beschrieben, konsumieren weibliche Teilnehmer im Mittel mehr Obst und Gemüse als männliche Teilnehmer [5]. Interessant ist der signifikante Anstieg des Gemüse-Konsums in der Pilotgruppe der männlichen Teilnehmer und der 40 bis 50-Jährigen. Das Ergebnis der männlichen Teilnehmer passt dabei zu den Ergebnissen einer früheren Interventions-Studie am Arbeitsplatz [6]. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass interessierte männliche Teilnehmer und 40 – 50-Jährige durch eine gezielte Intervention am Arbeitsplatz von einem Präventionsprogramm mit Ernährungsberatung profitieren können. In einem weiteren Schritt ist nun zu untersuchen, welche Risikofaktoren diesen Ergebnissen zugrunde liegen, um gezielte Präventionsmaßnahmen zur Änderung der Ernährungsgewohnheit einleiten zu können.