Gesundheitswesen 2014; 76 - A191
DOI: 10.1055/s-0034-1387041

Übergewicht – ein Problem für Unternehmen? Betriebliche Interventionsmaßnahme mit Gesundheitstraining und Gesundheitsförderung in einem Logistikunternehmen

V Strehler 1, S Mache 1, S Linnig 1, E Ochsmann 2, G Preuß 1
  • 1Institut für Arbeitsmedizin der Charité, Universitätsmedizin Berlin Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • 2Westsächsische Hochschule Zwickau, Zwickau

Einleitung: Adipositas steht im Gegensatz zum Normalgewicht im Zusammenhang mit einer erhöhten physischen und psychischen Krankheitslast [1,2]. Adipositas assoziierte Komorbiditäten führen oftmals zu chronischen Erkrankungen, die durch Produktivitätsausfall mit hohen Kosten für Unternehmen verbunden sind. Zudem wird das Gesundheitssystem belastet [1, 2, 3]. Lehnert et al. quantifizieren in ihrer Studie, dass übergewichtige und adipöse Personen eine Zunahme krankheitsbedingter Fehltage vorweisen [1,2]. Für Unternehmen ist daher die Einbeziehung von Gewichtsreduktion bei Adipositas innerhalb der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) zur Kostenreduktion bedeutend [1,2,4]. Mit dieser Studie werden Veränderungen des Body-Mass Index (BMI) durch eine Intervention aktiver Gesundheitsförderung in einem Logistikunternehmen quantifiziert.

Methodik: In einer Longitudinalstudie erhielten Mitarbeiter eines deutschen Logistikunternehmen über 12 Monate regelmäßiges Gesundheitstraining. Die Komponenten der Interventionsgruppe (IG) (n = 761) bestanden aus Gesundheitstraining, Motivation und Ernährungsberatung unter Anleitung eines Gesundheitstrainers. Die Kontrollgruppe (KG) (n = 676) erhielt keine Intervention. Die Evaluierung fand anhand standardisierter Fragebögen statt; Ist-Befragung vor Interventionsbeginn (Rücklauf IG: 57%, KG: 47%), nach 12 Monaten (Rücklauf IG: 50%, KG: 44%). Die statistische Datenauswertung, stratifiziert nach Geschlecht und Trainingshäufigkeit fand anhand deskriptiver Verfahren statt. Ein BMI ab 25 kg/m2 gilt als Übergewicht, ein BMI ab 30 kg/m2 als Adipositas [3].

Ergebnisse: Einheiten der Intervention zeigten bei Frauen und Männern in beiden Interventionsgruppen Effekte. 14 tägige Intervention Frauen (Responserate 76%), Zunahme Übergewicht 6,8%, Rückgang Adipositas 9,4%, höchster Drop-out 40,8% Adipositas. Frauen IG wöchentliche Trainingseinheit, Responserate 67%, Rückgang Übergewicht 7,9%, Adipositas blieb unverändert. 14 tägige Intervention IG-Männer (Responserate 91,5%), Zunahme Übergewicht 6,1%, Abnahme Adipositas 7,3%. Einwöchige Trainingseinheit IG Männer (Responserate 75%), höchster Drop-out Normalgewicht 56,2%, Zunahme Übergewicht 5,9%, Zunahme Adipositas 3%. KG Frauen, Responserate 86%, Zunahme Übergewicht 0,6%, Rückgang Adipositas 1,2%. KG Männer (Zunahme Responserate 10%, Abnahme Übergewicht 10,3%, Abnahme Adipositas 2,7%, höchster Drop-out bei Normalgewicht und Übergewicht.

Diskussion: Trainingseinheiten der körperlichen Aktivität fördern die physische und psychische Gesundheit [6 – 10]. In den Interventionsgruppen zeigten sich positive Veränderungen des Übergewichts und der Adipositas. Hennrikus und Jeffery ermittelten in ihrem Review, dass die Erfolgsraten übergewichtiger und adipöser Teilnehmer (TN) höher waren, wenn ein Berater die Beschäftigten persönlich kontaktierte und die TN sich die Komponenten der Einheit selbst zusammenstellen und ein moderater Gewichtsverlust von ein bis zwei Prozent erzielt werden konnte [11]. Die zweiwöchigen Einheiten erreichten bei beiden Geschlechtern höhere Responseraten, dies kann darauf hindeuten, dass die Trainingseinheiten im zweiwöchigen Rhythmus für diese Personengruppe moderater angepasst war. Adipositas verursacht hohe Kosten für das deutsche Gesundheitssystem, Studien belegen, dass sich direkte Ausgaben im Gesundheitswesen infolge von Übergewicht und Adipositas auf 0,6 bis 7% belaufen [1,3,4,5]. Betriebliche Gesundheitsförderung kann durch Angebote der aktiven Gesundheitsförderung gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Übergewicht und Adipositas entgegenwirken.