Gesundheitswesen 2014; 76 - A195
DOI: 10.1055/s-0034-1387045

Ratenbildung bei KV-Daten mit GKV-Versicherten auf Landkreisebene – ein empirisches Schätzmodell auf der Basis des Mikrozensus

K Söhl 1, R Schulz 2, J Kuhn 2
  • 1Ludwig Maximilians-Universität München, München
  • 2Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim

Hintergrund: In der Gesundheitsberichterstattung werden u.a. Daten aus der kassenärztlichen Versorgung auf Landkreisebene genutzt. Für eine korrekte Ratenbildung müsste die Zahl der GKV-Versicherten im Nenner zugrunde gelegt werden, diese steht aber in den meisten Bundesländern auf Landkreisebene nicht zur Verfügung. Die Raten werden daher im kassenärztlichen System mit einer Ersatzgröße (definiert über die Arztkontakte) gebildet. Dies führt zu Unschärfen, so dass kleinräumige Regionalvergleiche z.B. von Behandlungsprävalenzen nur bedingt möglich sind.

Methoden: Die Anzahl bzw. Rate der GKV-Versicherten in den bayerischen Landkreisen wird durch ein multiples lineares Regressionsmodell geschätzt. Das Modell verknüpft Daten zu GKV-Versicherten aus den Anpassungsschichten des Mikrozensus (einer Zusammenfassung von mehreren Landkreisen mit durchschnittlich 500.000 Einwohnern) mit Daten zu Einflussfaktoren auf den Versicherungsstatus, die auf Landkreisebene vorliegen wie z.B. verfügbares Einkommen, Beschäftigtenquote, Beamten- und Selbständigenanteil. Die durch das Modell berechneten GKV-Versichertenzahlen werden mit anderen Schätzungen verglichen. Eine konkrete Anwendung erfolgt am Beispiel der regionalen Diabetesdiagnosen aus den Daten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns.

Ergebnisse: Durch das Regressionsmodell werden für die bayerischen Landkreise GKV-Versichertenraten zwischen 69% (Landkreis Starnberg) und 93% (Landkreis Bayreuth) geschätzt. In über zwei Drittel der bayerischen Landkreise ist die durch das Modell berechnete Versichertenrate geringer als die im kassenärztlichen System bisher benutzte Ersatzgröße. Setzt man die hieraus resultierende niedrigere Nennergröße in Bezug zu den Diabetesdiagnosen, sind die Diabetesprävalenzen insgesamt höher als bisher angenommen, in einzelnen Landkreisen sogar um über 20%.

Diskussion: Die vorliegende Analyse zeigt, mit welchen Unsicherheiten die Ratenbildung bei Daten aus der kassenärztlichen Versorgung derzeit behaftet ist und was daraus für kleinräumige Vergleiche, etwa in der Gesundheitsberichterstattung, folgt. Möglicherweise wird künftig durch die Datentransparenzregelung nach §303a-303f SGB V routinemäßig eine valide Nennergröße auch für kleinräumige Vergleiche verfügbar sein.