Gesundheitswesen 2014; 76 - A196
DOI: 10.1055/s-0034-1387046

Resilienz, Zufriedenheit und kooperative Zusammenarbeit im Unternehmensalltag

C Tamdjidi 1, N Kohls 2
  • 1Kalapa Academy, Bergisch Gladbach
  • 2Hochschule Coburg, Coburg

Die Autoren Prof. Dr. Niko Kohls (Hochschule Coburg, GRP Institute an der LMU, Brain Mind and Healing Program Samueli Institut) und Chris Tamdjidi (Kalapa Academy) haben ein Forschungsprojekt aufgesetzt im die Wirksamkeit von Achtsamkeit im Unternehmensalltag zu forschen. Der Arbeitsalltag ist heutzutage in zunehmendem Maß durch eine steigende Reizüberflutung, Hektik und wachsenden Leistungsdruck geprägt. Es soll alles immer schneller gehen und somit verbreitet sich ein insgesamt immer höher werdender Stresslevel. Mehr und mehr Mitarbeiter verspüren einen konstanten Druck und verlieren dadurch leichter die Freude an ihrer Tätigkeit. Eine gesunde Balance zwischen Arbeit, Erholung und anderen Aspekten des Lebens einschließlich Kreativität, Innovationsbereitschaft und Belastbarkeit bei der Arbeit selbst geht zunehmend verloren. Forschung im Kontext der Gesundheitsförderung und Gesundheitspsychologie, aber auch praktische Erfahrung einer steigenden Anzahl von Firmen zeigen, dass der Einsatz von achtsamkeitsbasierten Programmen ein effektiver und leicht zu implementierende Weg darstellt, um die Belastbarkeit zu stärken sowie gleichzeitig die Zufriedenheit, Konzentrationsfähigkeit und die Zusammenarbeit der Mitarbeiter im Arbeitskontext deutlich zu verbessern. Achtsamkeitstrainings haben sich bereits im klinischen Kontext als erfolgreich erwiesen.

Methoden/Daten: Die Projektteilnehmer erhalten ein Training in Methoden der Achtsamkeit. Dieses ist speziell auf die Relevanz für den Arbeitsalltag ausgerichtet und grundsätzlich für Mitarbeiter aller Hierarchiestufen geeignet. Im Rahmen des Forschungsprojektes finden zu Beginn und am Ende des Trainings finden (freiwillige) neurophysiologische und empirische Tests statt. Diese Tests werden vom GRP Programm an der LMU München und der Hochschule Coburg unter der Leitung von Prof Dr. Kohls wissenschaftlich evaluiert. Bisher haben 250 Teilnehmer an diesen Forschungsprojekt teilgenommen, bis September 2014 werden es 350 sein. Folgende Parameter werden erhoben:

  • Basis Messinstrumente

  • Kognitive Tests (Attention Network Test) und

  • empirische Selbsteinschätzung (PSQ, Tedium Measure etc) der Teilnehmer anhand validierter Fragebatterien verbunden mit Aufzeichnung der Übungseinheiten mittels eines Smartphone App.

Biochemische Stressparameter – Ausführliche Medizinische Untersuchungen anhand von validierten Biomarkern, u.a HRV Messung, Cortisol-Messung und Telomerlängen-bestimmung. Dies wird gemeinsam mit unserem Partner Mednetwork durchgeführt, aber nur bei einen Teil der teilnehmenden Gruppen.

Ergebnisse: Die ersten Zwischenergebnisse von 110 Teilnehmer wurden bereits Im Jahr 2013 ausgewertet. Die bisherigen Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer nicht nur über eine subjektiv deutlich reduzierte Anspannung und Stressbelastung berichten, sondern auch einen Anstieg der Konzentrationsfähigkeit, Achtsamkeit sowohl in Bezug auf Akzeptanz, Präsenz als auch Freude feststellen konnten. Die Fehlerrate bei der kognitionspsychologischen Testung im ANT ist auch um mehr als 25% zurückgegangen. Subjektiv berichteten die Teilnehmer von mehr Entspannung, Freude, Fähigkeit mit Stress umzugehen, sowie mehr Fokus und ein Klima von Offenheit und Akzeptanz. Die beobachteten Effektstärken sind in ähnlicher Größenordnung wie die in klinischen Studien berichtet werden, so dass man annehmen kann, dass achtsamkeitsbasierte Interventionen im Arbeitskontext analog zu medizinischen und gesundheitswissenschaftlichen Bereichen ihre Wirkung zeigen. Die Bereitschaft, regelmäßig vorgegebene Übungen zu praktizieren war sehr hoch – etwaige Berührungsängste sind durch die neuropsychologisch fundierte Psychoedukation in Kombination mit dem erfahrungsbasierten Lernen schnell verflogen.