NOTARZT 2015; 31(04): 199-200
DOI: 10.1055/s-0034-1387587
Der toxikologische Notfall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Familienplanung mit Hindernissen

F. Martens
Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin, Campus Virchow Klinikum, Charité – Universitätsmedizin Berlin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
14 August 2015 (online)

Der Fall

Nachalarmierung des Notarztes am Vormittag zur „Schmerztherapie“. In einer großzügigen Wohnung liegt eine junge Frau im Flur auf dem Boden und windet sich mit angezogenen Beinen mit Bauchschmerzen. Deren Mutter hatte den Rettungsdienst gerufen, weil sie bei ihrer Tochter eine ernste Erkrankung vermutete. Den Rettungsassistenten war es wegen der starken Schmerzen der jungen Frau nicht gelungen, sie auf einen Transportstuhl oder auf die Trage zu lagern. Die gemessenen Vitalwerte waren allesamt normal: SpO2 99 %, RR 115/70 mm Hg, Hf 82/min und Blutzucker 112 mg/dl. Die Auskultation der Lungen ergab ein vesikuläres Atemgeräusch, die Pulse beider Leisten waren gut tastbar, die Herztöne regelrecht. Zur Anamnese berichtete die bisher gesund gewesene 28-jährige Patientin schließlich, sie sollte am heutigen Tage bei ihrer Frauenärztin eine Spirale eingesetzt bekommen. Dazu sollte sie am Vorabend ein Vaginalzäpfchen zur Desinfektion in die Scheide einlegen und 4 Stunden vor dem Eingriff eine Tablette Cytotec® auf nüchternen Magen einnehmen. Etwa eine halbe Stunde nach Einnahme habe sie „Bauchgrummeln“ und Stuhldrang verspürt. Trotz Defäkation seien die Bauchkrämpfe immer schlimmer geworden und schließlich habe sie es nur noch in Seitenlage mit angezogenen Beinen ausgehalten. Zudem fühle sie sich schwindelig und spüre leichte Kopfschmerzen. Nach Legen eines periphervenösen Zuganges werden 20 mg Butylscopolamin verabreicht, führen aber auch nach einigen Minuten nicht zur gewünschten Schmerzlinderung. Erst die Gabe von 3 mg Midazolam löst die heftigen Bauchschmerzen. Anschließend wird die junge Frau in eine nahegelegene Klinik zur weiteren Beobachtung transportiert. Von dort wird sie nach weiteren 2 Stunden Beobachtung anhaltend schmerzfrei entlassen und von ihrer Mutter abgeholt.

 
  • Literatur

  • 1 http://compendium.ch/mpro/mnr/2516/html/de#7150
  • 2 Tang OS, Gemzell-Danielsson K, Ho PC. Misoprostol: Pharmacokinetic profiles, effects on the uterus and side-effects. International Journal of Gynecology and Obstetrics 2007; 99: S160-S167
  • 3 Pergialiotis V, Vlachos DG, Protopappas A et al. Analgesic options for placement of an intrauterine contraceptive: a meta-analysis. Eur J Contracept Reprod Health Care 2014; 19: 149-160
  • 4 Lathrop E, Haddad L, McWhorter CP et al. Self-administration of misoprostol prior to intrauterine device insertion among nulliparous women: a randomized controlled trial. Contraception 2013; 88: 725-729
  • 5 Swenson C, Turok DK, Ward K et al. Self-Administered Misoprostol or Placebo Before Intrauterine Device Insertion in Nulliparous Women A Randomized Controlled Trial. Obstet Gynecol 2012; 120: 341-347
  • 6 Dijkhuizen K, Dekkers OM, Holleboom CAG et al. Vaginal misoprostol prior to insertion of an intrauterine device: an RCT. Human Reproduction 2011; 26: 323-329
  • 7 Scavuzzi A, Souza ASR, Costa AAR et al. Misoprostol prior to inserting an intrauterine device in nulligravidas: a randomized clinical trial. Human Reproduction 2013; 28: 2118-2125
  • 8 Graber DJ, Meier KH. Acute misoprostol toxicity. Ann Emerg Med 1991; 20: 549-551
  • 9 Bentov Y, Sheiner E, Katz M. Misoprostol overdose during the first trimester of pregnancy. European Journal of Obstetrics & Gynecology and Reproductive Biology 2004; 115: 108-109
  • 10 Henriques A, Lourenco AV, Ribeirinho A et al. Maternal Death Related to Misoprostol Overdose. Obstet Gynecol 2007; 109: 489-490
  • 11 Daisley H. Maternal mortality following the use of Misoprostol. Med Sci Law 2000; 40: 78-82