Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Endo01_18
DOI: 10.1055/s-0034-1387969

Diagnostische Bedeutung des Anti-Müller-Hormons bei Frauen mit Premature Ovarian Failure Syndrom

N Katzorke 1, PH Vogt 2, T Strowitzki 2
  • 1Universitätsfrauenklinik der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Germany
  • 2Universitätsfrauenklinik der Ruprecht-Karls-Universität, Abt. Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen, Heidelberg, Germany

Einleitung: Das Premature Ovarian Failure (POF) Syndrom wird als sekundäre Amenorrhoe mit hypergonadotropen Hypogonadismus bei Frauen vor dem 40. Lebensjahr definiert. Bei POF Frauen mit einem unauffälligen Karyotyp konnte die molekulargenetische Pathogenese der verfrühten Follikeldepletion bisher nicht entschlüsselt werden. In 5 – 10% der POF-Fälle tritt eine spontane Wiederaufnahme der Ovarfunktion ein. Das Anti-Müller-Hormon (AMH) korreliert mit der Anzahl aller potenziell reifungsfähigen Follikel. Die Studie untersucht, ob AMH als endokriner Marker für die individuelle Einschätzung der ovariellen Reserve von POF-Patientinnen verwendet werden kann.

Methodik: Retrospektive Analyse der Konzentration von AMH im Serum von 47 POF Patientinnen (Alter 16 – 40 Jahre, Durchschnittsalter 30 Jahre) mit einem regelrechten Karyotyp (46,XX) und 5 fertilen Kontrollfrauen (Alter 32 – 39 Jahre, Durchschnittsalter 36,4 Jahre). AMH wurde im Serum mittels dem von Beckman Coulter hergestelltem Active MIS/AMH ELISA kit DSL-10 – 14400, einem enzymgekoppeltem Immunabsorptionstest, bestimmt.

Ergebnis: AMH Werte sind signifikant niedriger im Serum von Frauen mit POF-Syndrom (p < 0,001, 95% Konfidenzintervall: -0,99 bis -0,95). Darüber hinaus besteht eine starke Korrelation zwischen der Serumkonzentration von AMH und der antralen Follikelzählung (AFC) (p < 0,001, rs 0,54).

Schlussfolgerung: Die Bestimmung von AMH im Serum sollte in die Routinediagnostik des POF-Syndroms zur prognostischen Einschätzung der Ovarfunktion aufgenommen werden. So können POF-Patientinnen mit Reservefollikeln und einem drohenden (incipient) prämaturen Ovarversagen von POF-Patientinnen mit nachgewiesenen ovariellen Follikeln und einem vorübergehenden (transitional) Verlust der Ovarfunktion differenziert werden. Diese Klassifizierung ermöglicht eine Prognose der ovariellen Ansprechbarkeit vor Einleitung einer Stimulationstherapie.