Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Endo02_07
DOI: 10.1055/s-0034-1387977

Adrenaler Anteil am präovulatorischen Progesteronanstieg im Rahmen der kontrollierten ovariellen Hyperstimulation

S Mittenzwei 1, N Rogenhofer 2, V von Schönfeldt 2, K Friese 2, C Thaler 2
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Klinikum der Universität München, Hormon- und Kinderwunschzentrum, München, Germany
  • 2Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Klinikum der Universität München, München, Germany

Fragestellung: Im Rahmen der kontrollierten ovariellen Hyperstimulation (KOH) ist bei bis zu 30% der Zyklen gegen Ende der Stimulation ein präovulatorischer Progesteronanstieg zu beobachten, welcher offenbar die endometriale Rezeptivität beeinträchtigt (Ochsenkühn 2012, Bosch 2010). Progesteron kann sowohl adrenalen als auch ovariellen Ursprungs sein. Wir haben die adrenale Stimulation und Steroidhormonsynthese während der KOS untersucht.

Methodik: In dieser prospektiven Pilotsstudie wurden im Zeitraum von Nov 2013 bis Jan 2014 bei 19 unselektierten IVF/ICSI-Patienten währen der KOH Progesteron, Östradiol, LH, Testosteron, Androstendion, 17-OH-Progesteron, DHEA, Cortisol und ACTH gemessen. Die Dynamik der jeweiligen Hormonkonzentrationen wurde in % der jeweiligen Basiswerte (Zyklustag 3) ausgedrückt.

Ergebnis: Während der KOS zeigte Progesteron einen mittleren prozentualen Anstieg um 116% (95% Konfidenzintervall (KI) 19 – 213%, p = 0,02). Folgende Androgenen zeigten ebenfalls einen deutlichen und signifikanten Anstieg: 17-OH-Progesteron 251% (95% KI 118 – 383%, p < 0,001), Testosteron 121% (95% KI 66 – 175%, p < 0,001), Androstendion 45% (95% KI 27 – 69%, p < 0,001). Folgende Parameter zeigten einen geringeren und nicht signifikanten Anstieg: DHEA-S 1,7% (95% KI -12 – 16%, p = 0,8), Cortisol 10% (95% KI -18 – 38%, p = 0,5) und ACTH 12,3% (95% KI -19 – 43%, p = 0,4)

Schlussfolgerung: Unsere Daten zeigen, dass Progesteron, ähnlich wie die kombiniert adrenal und ovariell gebildeten Androgene Testosteron, Androstendion und 17-OH-Progesteron im Rahmen der KOS signifikant ansteigt. Das hauptsächlich adrenal gebildete Androgen DHEA-S, das adrenale Glucocorticoid Cortisol und das Releasinghormon ACTH zeigen keinen signifikanten Anstieg. Der präovulatorische Progesteronanstieg während der KOS folgt damit nicht der Dynamik von ACTH und den überwiegend adreanal synthetisierten Androgenen und Steroidhormonen.