Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Endo02_08
DOI: 10.1055/s-0034-1387978

Evaluation der Beratungsqualität und des Entscheidungsprozesses bezüglich Fertilitätsprotektion bei jungen Malignom-Patientinnen. Eine internationale, multizentrische, prospektive Studie des Netzwerks FertiPROTEKT

D Giesecke 1, D Denschlag 1, M von Wolff 2, F Nawroth 3, A Germeyer 4, B Lawrenz 5, M Henes 5, ST Friebel 6, A Rohde 7
  • 1Hochtaunus-Kliniken gGmbH, Frauenklinik, Bad Homburg, Germany
  • 2Universitätsspital Bern, Frauenheilkunde, Bern, Switzerland
  • 3Amedes Experts Hamburg, Hamburg, Germany
  • 4Universität, Heidelberg, Germany
  • 5Universität, Tübingen, Germany
  • 6Universität, Freiburg, Germany
  • 7Universität, Bonn, Germany

Fragestellung: Die Besonderheit des Auftretens einer lebensbedrohlichen Diagnose mitten in der Geschlechtsreife, in der typischerweise Familienplanung eine wichtige Rolle spielt, stellt eine besondere Herausforderung sowohl für die betroffene Patientin als auch für das Behandlungsteam dar.

Zum besseren Verständnis der psychischen Aspekte sollen sowohl Erwartungen bzw. Motive bzgl. Fertilitäts-Protektion als auch die Beratungsqualität im allgemeinen aus Sicht der betroffenen Patientinnen erfasst werden.

Methodik: Zu diesem Zweck wurden insgesamt 150 junge onkologische Patientinnen direkt im Anschluss an eine Erst-Konsultation bzgl. Fertilitätsprotektion prospektiv zwischen Januar 2012 und Dezember 2013 an 5 FertiPROTEKT-Zentren in Deutschland und der Schweiz befragt.

Ergebnis: Das mittlere Alter der Patientinnen betrug 31 Jahre. 93% der Patientinnen wurden durch den behandelnden Onkologen überwiesen. Die überwiegende Mehrzahl der Patientinnen bewerteten die Beratungsqualität als sehr gut (62%) oder gut (35%). Hierbei zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen Patientinnen, welche im Anschluss eine Behandlung durchführen ließen, im Vergleich zu denen welche keine weitere Maßnahmen wünschten (p = 0,86). Nach Beratung hatten 67% der Patientinnen den Eindruck, ausreichend informiert worden zu sein über die diversen Behandlungsoptionen und den damit verbundenen zukünftigen Schwangerschafts-Chancen. Interessanterweise ergab eine ordinale logistische Regressions-Analyse auf Faktoren welche einen Einfluss auf die Beratungsqualität haben, lediglich für die Beratung an einem „low-volume“ Zentrum eine Signifikanz (p = 0,03).

Schlussfolgerung: Die steigende Zahl junger überlebender Malignom-Patientinnen mit günstiger Prognose erfordert umfassendere Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität.

Alte Denkmuster müssen durchbrochen werden um zu verstehen, dass junge Malignom-Patientinnen nicht nur für die aktuelle onkologische Behandlungssituation beraten werden wollen, sondern auch der Erhalt der Lebensqualität berücksichtigt werden muss.