Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Endo03_03
DOI: 10.1055/s-0034-1387991

Schwangerschaftsraten bei IVF/ICSI in Abhängigkeit der AMH-Schwankungen im Serum während der Stimulationsbehandlung

T Eimecke 1, C Reisenbüchler 1, K Kast 1, M Goeckenjan 1
  • 1Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus“ an der Technischen Universität Dresden, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Dresden, Germany

Fragestellung: Erfolgschancen, Eizellqualität und -anzahl lassen sich mithilfe des AMH-Spiegels im Serum vor Maßnahmen der künstlichen Befruchtung – in vitro-Fertilisation (IVF) oder intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) – abschätzen. Fraglich ist, ob sich dazu auch der Verlauf der AMH-Spiegel während der kontrollierten ovariellen Überstimulation eignet.

Methodik: 162 IVF/ICSI-Behandlungen wurden in der Kinderwunschsprechstunde der Universitätsfrauenklinik Dresden in der Zeit von Juni 2012- Dezember 2013 durchgeführt. Bei 110 Behandlungen lagen jeweils vor Stimulationsbeginn und vor Follikelpunktion AMH-Werte vor. Der Verlauf der AMH-Spiegel wurde mit dem Schwangerschaftseintritt in fünf Subgruppen (Anstieg, Abfall in Quartilen) analysiert.

Ergebnis: Bei 110 IVF/ICSI-Behandlungen traten 38 Schwangerschaften ein (34,5%), das durchschnittliche Alter der Frauen betrug 34,2 Jahre. Der AMH-Verlauf zeigte bei 105 Behandlungen während der kontrollierten ovariellen Überstimulation einen Abfall, davon bei 30% einen Abfall zwischen 25 – 50%, in 41,8% sogar 50 – 75% des Ausgangswertes. Die höchste klinische Schwangerschaftsrate mit mehr als 50% trat bei AMH-Abfall zwischen 25 – 50% auf. Ein Anstieg des AMH und ein zu geringer Abfall während der Stimulationsbehandlung waren mit einer verringerten Schwangerschaftsrate verbunden.

Schlussfolgerung: Bislang wird der AMH-Wert vor Stimulation als einer von mehreren klinischen Parametern genutzt, um Stimulationsbehandlungen für IVF/ICSI zu planen. Möglicherweise kann jedoch auch der Verlauf der AMH-Spiegel während einer kontrollierten ovariellen Überstimulation Hinweise auf die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit geben. Ob diese Zusammenhänge sich auch in größeren Studien zeigen und therapeutisch genutzt werden können, z.B. um die Dosierungen der hormonellen Stimulation in einem Folgeversuch anzupassen muss in weiteren Studien geklärt werden.