Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb02_13
DOI: 10.1055/s-0034-1388056

Evaluierung von Risikofaktoren einer Disseminierten intravasalen Gerinnungsstörung (DIG) bei vorzeitiger Plazentalösung- eine retrospektive Analyse

T Lindemann 1, K Mayer-Pickel 1, U Lang 1, M Cervar-Zivkovic 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz, Austria

Fragestellung: Die vorzeitige Plazentalösung betrifft etwa 1% aller Schwangerschaften. In 10% der Fälle tritt eine disseminierte intravasale Gerinnungsstörung (DIG) meist unbekannter Primärursache auf. Das Wiederholungsrisiko beläuft sich zwischen 6 und 17%. Die mütterliche Mortalität liegt bei 1%, die perinatale zwischen 10 und 67%. Gegenstand dieser Studie ist eine Analyse der für die DIG prädisponierenden Risikofaktoren.

Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Studie der Universitätsfrauenklinik Graz/Österreich wurden zwischen 2002 und 2012 insgesamt 246 Schwangerschaften mit vorzeitiger Plazentalösung analysiert. Untersucht wurden u.a. der Schwangerschaftsverlauf inklusive Komplikationen, das Gestationsalter, prädisponierende Faktoren sowie das maternale und neonatale Outcome.

Ergebnisse: Bei 36 Schwangerschaften (14%) mit vorzeitiger Plazentalösung kam es zum Auftreten einer DIG. Davon wurde bei 20 dieser 36 Frauen (56%) eine Co-Entität mit bekannter gerinnungsaktiver Potenz nachgewiesen: IUFT in 28%, Thrombophilie in 19% und Präeklampsie in 8%. In 222 Fällen (90%) wurde kein Thrombophiliescreening durchgeführt. Das neonatale Outcome zeigte in 42% eine Asphyxie, die neonatale Mortalität lag bei 3%, die mütterliche bei 0%. Die DIG war bei 6% unter der 24. Schwangerschaftswoche (SSW), in 16% < 32. SSW, in 28% < 36. SSW, in 50% > 37. SSW aufgetreten.

Schlussfolgerung: Für ein optimales geburtshilfliches Management sollte bei Vorhandensein zusätzlicher gerinnungsaktiver Risikofaktoren, wie IUFT, immer an die Gefahr von Gerinnungsstörungen mit zum Teil schwerwiegenden mütterlichen sowie neonatalen Komplikationen gedacht werden. Die Ergebnisse sowie das Wiederholungsrisiko unterstreichen die Notwendigkeit einer postpartalen Kontrolle inklusive Thrombophiliescreening.