Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb03_17
DOI: 10.1055/s-0034-1388079

Sauerstoffmangel führt zu veränderten Gerinnungseigenschaften synzytiotrophoblastärer Mikropartikel (STBM)

C Gohner 1, 2, C Bonnke 3, M Sossdorf 3, W Lösche 3, E Schleußner 1, UR Markert 1, JS Fitzgerald 1
  • 1Universitätsklinikum – Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung Geburtshilfe, Placenta-Labor, Jena, Germany
  • 2University Medical Center Groningen, Department Obstetrics and Gynaecology, Groningen, Netherlands
  • 3Universitätsklinikum – Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Experimentelle Anästhesiologie, Jena, Germany

Einleitung: Besonders schwere Formen der Schwangerschafts-assoziierten Erkrankung Präeklampsie (PE) werden mit der endothelialen Dysfunktion sowie der Bildung synzytiotrophoblastärer Mikropartikel (STBM) in Verbindung gebracht. Diesen wird die Fähigkeit zugeschrieben, inflammatorischen Prozesse am Endothelium zu provozieren. Das thrombogene Potential dieser STBMs ist jedoch noch nicht weitgehend aufgeklärt und dessen Untersuchung demensprechend Ziel dieser Studie.

Methodik: Durch ex vivo Plazentaperfusion (normoxische Standard-Perfusion versus maternal-einseitige Perfusion unter Sauerstoffmangel) wurden Plazentaproben erzeugt. Mittels Ultra-Zentrifugation wurden schrittweise Proben ohne Zellbruchstücke, ohne STBMs und ohne Exosomen erzeugt. STBMs wurden mit unserem hausinternen ELSA quantifiziert. Ihr Einfluss auf die Thrombinbildung wurde in einem kommerziellen ELISA (Hyphen Biomed) erforscht. Die Plättchen-Aggregation wurde in Plättchen-reichem Plasma unter Einfluss plazentarer Faktoren (PAP-4 Aggregometer, mölab GmbH, Hilden) untersucht.

Ergebnisse: Die STBM-Konzentration sowie Thrombinbildung waren unter normoxischen Bedingungen stabil, unter Sauerstoffmangel jedoch erhöht. Besonders der STBM-Ausschluss führte zu einer signifikanten Verringerung der Thrombinbildung. Die maximale Plättchenaggregation war unter normoxischen Bedingungen bei stark schwankenden Aggregationsraten stabil niedrig, während sie unter Sauerstoffmangel bei konstanten Aggregationsraten hoch variabel erschien. Der STBM-Ausschluss führte auch hier zu einer signifikanten Normalisierung des Aggregationslevels bei signifikant veränderten schwankenden Aggregationsraten.

Zusammenfassung: Die koagulante Wirkung plazentarer Proben konnte eindeutig auf STBMs, zu einem geringeren Teil auch auf Exosomen, zurückgeführt werden. STBMs exponieren negative-geladene Phosphatidylserine, welche die gezeigte Prothrombinase-Aktivität sowie Beeinflussung der Plättchenaggregation vermitteln könnten. Diese Effekte scheinen jedoch nicht Dosis-abhängig zu sein, sondern aus phänotypischen Veränderung in Folge des Sauerstoffmangels zu resultieren. Sie werfen ein neues Bild auf die Funktion von STBMs, besonders hinsichtlich ihrer Rolle im Krankheitsverlauf der Präeklampsie.